Ein Anruf bei Peter Thiel

Herr Thiel, mit urdeutschen Tugenden wie Großmannssucht und Weltherrschaftsstreben haben Sie es zu einem der gefürchtetsten Tech-Milliardäre im Silicon Valley gebracht.

Danke, genug der Speichelleckerei! Zeit ist schließlich Geld. Was wollen Sie?

Demnächst wird Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz seinen neuen Job in Ihrer Investmentfirma »Thiel Capital« antreten und für den Posten als Global Strategist dann mit Gattin und Baby zwischen Meidling und Kalifornien hin- und herpendeln.

Baby? Ich dachte die ganze Zeit, der Kleine hätte mir etwas von seiner jüngeren Frau vorgeschwärmt. Anyway werde ich mich natürlich des Blags annehmen, damit auch aus ihm einmal was Unanständiges wird.

Sorry, aber reden Sie jetzt von Herrn Kurz oder seinem Kind?

Spreche ich etwa Wirtschaftschinesisch?

Bei Aussicht auf einen lukrativen Deal vermutlich ja. Wie ist denn überhaupt der Kontakt zum einstigen Politwunderwuzzi zustande gekommen?

Der Basti und ich kennen uns bereits seit der Münchner Sicherheitskonferenz 2017. Da hat er kompromittierende Chatnachrichten über die Konferenzteilnehmer, die eigentlich an seine Parteifreunde adressiert waren, versehentlich an mich verschickt. Ich hatte für den Unsympath mit der albernen Frisur auf Anhieb ein Faible.

Ibiza-Affäre, Korruptionsverdacht, Manipulationsvorwürfe. Die Liste der Verfehlungen Ihres neuen Mitarbeiters ist lang.

Marvelous, nicht wahr? Angesichts einer solchen Fülle an Referenzen war seine Anstellung im Finanzdienstleistungssektor meines Unternehmens reine Formsache.

Die Staaten scheinen für Österreicher ohnehin ein gutes Pflaster zu sein. Kurz’ Landsmann Arnold Schwarzenegger hat es bis zum kalifornischen »Gouvernator« geschafft. Denken Sie, Ihr Schützling könnte es ebenso weit bringen?

Ein paar Exercises täglich im betriebseigenen Gym werden ihn schon formen, um gegenüber den linksliberalen Kommunisten im Land die Muskeln spielen zu lassen. Die PR-Maschine zu seiner Vermarktung als »Gouvernatohr« läuft bereits wie geschmiert.

Den Kalauer verstehe ich am Telefon nicht. Eine letzte Frage: Was macht eigentlich ein Global Strategist den ganzen Tag?

Er bereitet Strategien für die Welteroberung vor. Da kam mir ein Österreicher gerade recht. Er hat Anschluss gesucht und ich habe ihn zu mir heim in mein Reich geholt. Der Rest ist Geschichte.

DS

    Anzeige

Zum Weiterlesen …

  • Draußen zu Hause
    Reinhold war ein Riesen-Fan von funktionaler Outdoor-Bekleidung. Bei seinen Ausflügen ins Freie trug er unter seiner atmungsaktiven Sportunterwäsche mit …
  • Ein Anruf bei Dirk Peglow
    Herr Peglow, Sie sind Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter und fordern ein allgemeines Messerverbot.
  • New Work
    »Woran denken wir alle sieben Sekunden? Richtig, genau daran!«, begrüßt uns der woke Günni auf der »Geilen Meile« in Hamburg-St. Pauli.
  • Ein Anruf bei Toni Kroos
    Glückwunsch zur halbwegs erfolgreichen EM, Herr Kroos! Da mich Fußball aber nicht sonderlich interessiert …
  • Das Genie
    Er hält sich für ein Genie. Einer, der alles kann, der in allem bewandert ist, der sich mit Zählen von der Langeweile ablenkt. Er sitzt am Fenster.
  • Ein Anruf bei Theodor Weimer
    Herr Weimer, Sie sind Chef des mehr oder weniger monopolartigen Wettanbieters »Hessens größtes Zockerbüdsche« und …