Ein Anruf bei Theodor Weimer
Herr Weimer, Sie sind Chef des mehr oder weniger monopolartigen Wettanbieters »Hessens größtes Zockerbüdsche« und …
Ich bin Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG in Frankfurt am Main.
Ja, genau. Jedenfalls haben Sie Anfang des Jahres eine nicht unbedingt strukturierte Wutrede gehalten, die nun im Internet viral ging. Können Sie Ihre Aussagen kurz zusammenfassen?
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Gerne: Ich habe acht Jahre im Hotel »Bayerischer Hof« gewohnt. In Singapur fragen mich die Leute: Was für eine Regierung leistet ihr euch da in Deutschland eigentlich? Ich kenne die Hälfte aller DAX-Vorstände auf Vornamenbasis. Wir brauchen Wachstum. So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie. Ich nenne mich selbst »Mister DAX«. Wachstum statt Ramschladen! Ich bin per Du mit Politikern und Uli Hoeneß. Große Investoren sagen mir, sie würden Deutschland noch stärker meiden. In Amerika sagen die: Das kann doch so überhaupt nicht mehr wahr sein. Und die Ampelregierung hat es seit ihrem Amtsantritt versäumt, für eine hohe Geburtenrate zu sorgen, weshalb jetzt nicht genug Arbeitskräfte da sind.
Eine messerscharfe Analyse, Respekt! Sie lobten auch unter anderem das Motto der US-Wirtschaft, das da laute: »Es ist uns doch egal, welcher alte Mann Präsident wird. Wir als Unternehmer, wir führen das Land.« – Ist Ihre Wut also eigentlich gegen die deutschen Unternehmer gerichtet, die ein anderes Motto haben?
Nein, nein. Die deutschen Unternehmer sind alle feine Menschen.
Dann wollten Sie also kritisieren, dass Deutschland von einer demokratisch gewählten Regie– rung geführt wird statt von irgendwelchen Privatleuten?
Ja. Beziehungsweise vielleicht doch besser: nein. Demokratie ist schon auch irgendwie wichtig und so.
Sie haben gefordert, Deutschland müsse weg von der »public economy« hin zu einer »private economy«, und aber gleich darauf die massiven staatlichen Investitionen der aktuellen US-Regierung gelobt. Wie passt das zusammen?
In meinem Kopf passt das alles einwandfrei. Wenn Sie das nicht verstehen, ist das Ihr Problem. Sie haben vermutlich keine Ahnung von Wirtschaft.
Laut manchen Ökonomen, die Ahnung von Wirtschaft haben, muss man sich angesichts Ihrer doch reichlich anekdotenhaften und wenig komplexen Wutrede die Frage stellen, ob nicht vielleicht mangelnde Management-Qualitäten in Deutschland das Wachstumshemmnis Nummer eins seien.
Wer hat das gesagt? Ich ficke den!
Herr Weimer, vielen Dank für das Gespräch und gute Besserung!
GF
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