Ein Anruf bei Hubert Aiwanger

Herr Aiwanger, außerhalb Bayerns kennt und versteht Sie kaum jemand. Könnten Sie sich kurz vorstellen? Wir übersetzen das dann für unsere Leser ins Deutsche.

Was soll ich mich denn da vorstellen? Wer mich nicht kennt, der wird mich noch kennenlernen! So einfach ist das!

Also gut: Sie sind Vorsitzender der Partei Freie Wähler in Bayern und dort Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident im Kabinett Söder. Vor Kurzem haben Sie auf einer Veranstaltung …

Herrgottsakra! Ich sehe gerade an der Telefonnummer, Sie rufen aus Berlin an. Und da schreie ich Ihnen jetzt erst mal entgegen, was ich allen Berlinern sage: Ihr habt’s wohl den Arsch offen! Ihr verrückten Chaoten! Haben Sie heute schon im Transenfummel Ihren Latte madingsbums gesoffen, während Sie mit Ihrem Lastenrad vorm Genderklo angestanden haben, weil Sie vor lauter Heizungsideologie nicht wissen, ob Sie Männlein oder Weiblein sind?!

Genau so ist mein Morgen abgelaufen. Sie sind ein weltgewandter Durchblicker! Kein Wunder, dass Sie es bis zum Vize-Ministerpräsident geschafft haben.

Diese Ironie zeigt mal wieder die großstädtische Überheblichkeit, die uns normale Bürger so ankotzt – dieses Beharren auf Differenzierungen und Wahrheitsgehalt irgendwelcher Aussagen. Sie wollen uns weismachen, dass Lösungen nicht so einfach sind, wie wir zu heiß gebadete Dorfdeppen uns das vorstellen. Daher sage ich noch mal, was ich neulich schon geschrien habe: Jetzt ist der Punkt erreicht, wo endlich die schweigende große Mehrheit dieses Landes sich die Demokratie wieder zurückholen muss!

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Wie wird das ablaufen?

Demokratisch, also mit Hilfe einer Wahl natürlich. Und wenn dann wieder die Falschen gewählt werden, dann muss sich die große Mehrheit die Demokratie eben anders zurückholen.

Kommt jetzt Ihr Klassiker?

Ja, und ich wiederhole den Satz gerne: Bayern und Deutschland wären sicherer, wenn jeder anständige Mann und jede anständige Frau ein Messer in der Tasche haben dürfte. Die breite Bevölkerung muss sich schlichtweg wieder Gehör verschaffen, wenn sie anders nicht ernst genommen wird.

»Mann und Frau«? Sie gendern neuerdings?

Das ist doch kein Gendern!

Eigentlich schon, aber interessanter ist doch: Was ist mit den unanständigen Männern und Frauen? Dürfen die auch Messer in den Taschen haben?

Natürlich nicht! Deswegen sage ich ja: die anständigen Männer und Frauen. Und wer anständig ist, das sagt einem doch sofort das gesunde Volksempfinden. Menschen, die in der Stadt wohnen zum Beispiel, gehören grundsätzlich nicht dazu!

CD

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