Ein Anruf bei Mathias Döpfner

Herr Döpfner, eigentlich sind Sie ja der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Medienimperiums, Sie fallen aber auch immer wieder durch satirische Auftritte auf. Neulich sollen Sie mal wieder ironisch geworden sein. Was war da los?

Ich hatte vor Jahren in einer Mail an einige Mitarbeiter gefragt, ob wir nicht gemeinsam für die Wiederwahl Donald Trumps beten sollten. Dann hatte ich sechs entscheidende Themenfelder und Probleme benannt und erklärt, dass keine amerikanische Regierung in den letzten 50 Jahren mehr geschafft hat. Diese Mail ist nun leider an die Öffentlichkeit gelangt und wurde dort prompt absichtlich missverstanden.

Abgesehen von kleineren Rechtschreibdefiziten wirkt besagte Mail auch ein wenig konfus. Sie zählen die wichtigsten Themen der letzten zehn Jahre auf und schreiben danach: »Von sechs Möglichkeiten fünf Richtige.« Welche Möglichkeiten sind denn da gemeint?

Na, die Möglichkeiten der sechs wichtigsten Themen der letzten zehn Jahre. Und davon fünf Richtige. Das ist doch logisch. Und die Empfänger der Mail wussten auch, was und wie das gemeint war, weil sie mich kennen. Auf jemanden, der mich nicht kennt, kann das natürlich verwirrend wirken. Um mich zu verstehen, muss man alle meine Facetten kennen.

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Sie sind also gar nicht ausschließlich der skrupellose Erbschleicher, für den man Sie hält?

Ich bin vielschichtig. Und eben auch ironisch. So wie in dieser SMS, die vor einiger Zeit ebenfalls an die Öffentlichkeit gelangte, und in der ich Julian Reichelt bezeichnet habe als den, ich zitiere: »wirklich letzten und einzigen Journalisten in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt«.

Sie hatten Reichelt also nur aus purer Ironie zum Chef der Bild gemacht?

Lustig, oder? Deswegen sind diese Verleumdungen, ich würde für Trump beten, eine Kampagne gegen mich. So gezielt und hinterhältig geht man normalerweise nur bei Drecksblättern wie der Bild vor. Das ist höchst unanständig. Diese Springer-Medien hetzen, verbreiten Lügen und stacheln zu Gewalt auf. Da arbeiten nur widerliche Wichser!

Ok, das habe sogar ich erkannt: Das war jetzt ironisch gemeint.

Nein, das war mein voller Ernst.

Ehrlich?

Nein. Das wiederum war ironisch. Beziehungsweise: ja, ernsthaft. Oder vielleicht doch ironisch. Vielleicht aber auch nicht. Das kann man in dem Moment, in dem man es sagt, ja unmöglich wissen, weil man die Reaktionen darauf noch nicht kennt.

Wir danken für dieses Gespräch.

Ja, klar. Ironie, gell?

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