Weihnachtsansprache des Chefredakteurs
Liebe Konsumentinnen, liebe Konsumenten!
Weihnachten steht vor der Tür und könnte auch für Sie persönlich zu einem Desaster werden. Denn Lieferkettenprobleme und Materialmangel lassen weltweit die Produktion all Ihrer Weihnachtsgeschenke stocken. Der Erfolg der für die Christenheit und die Wirtschaft wichtigsten Tage im Jahr ist in akuter Gefahr. Panik ist angebracht.
Die üblichen Gutmenschen ficht das freilich nicht an. Sie schwingen moralinsaure Reden über Nachhaltigkeit und die Chance, endlich dem vermeintlichen Konsumterror entkommen zu können. Aber jetzt, wo die FDP in der Regierung sitzt, darf man es diesen Konsumverweigerern ja sagen: Ihr Spacken habt keine Ahnung von Wirtschaft! Was ihr Konsumterror nennt, ist die Grundlage unserer Zivilisation. Es ist der Gesellschaftsvertrag, den jeder eingegangen ist, der sich hat gebären lassen, und er beruht auf einem einfachen Prinzip: Du kaufst, was ich produziere, ich kaufe, was du produzierst. Es ist ein stetiges Geben und Nehmen, das auf Gegenseitigkeit beruht. Nur auf diese solidarische Weise ist die Menschheit überlebensfähig.
Um dies zu unterstreichen und auf das christliche Fundament dieser Solidarität hinzuweisen, möchte ich kurz aus der Bibel Matthäus 30 die Verse 263 bis 289 zitieren:
»Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Kauffaulen, der lag auf einem Bett und las ein altes Buch. Als Jesus dies sah, zürnte er und sprach zu dem Kauffaulen: ›Im Namen unseres Wertschöpfers, meines Vaters, sage ich dir: Gehe hin und shoppe, was der Kreditrahmen hergibt, auf dass ein Brummen sei in der Wirtschaft!‹
Und Jesus reichte dem Kauffaulen einen Werbeprospekt und sang einen Jingle.
Und siehe, der Kauffaule ward geheilt und eilte zu seiner Bank, eine weitere Hypothek auf sein Haus aufzunehmen. Und der geheilte Kauffaule ging hin und erstand eine Wollmütze mit integriertem Bluetooth-Kopfhörer, ein Bluetooth-Grillthermometer für In- und Outdoor, eine weichborstige Toilettenbürste mit ergonomischem Griff, einen FC Bayern-Christmas-Sweater, eine Bluetooth-Espressomaschine mit Thermo-Siphon-System, eine Zwölferpackung aktivierende CBD-Schönheitssalbe, einen GPS-gestützten Mähroboter für die anspruchsvolle Rasenpflege in Hanglage, einen 200-Watt-Multifunktions-Bluetooth-Lautsprecher, einen Elektro-Lasten-Roller, zehn Kilogramm Funktionskleidung und ein Fabergé-Ei.
Als der geheilte Kauffaule all dies erstanden hatte, zeigte er seine Erwerbungen Jesus und den Jüngern. Doch Jesus zürnte abermals und sprach: ›Nicht Stolz noch Habgier sei der Antrieb deines Shopping-Erlebnisses! Bist du taub? Was hab ich denn gesagt? Du sollst shoppen, auf dass ein Brummen sei in der Wirtschaft, zum Wohle deines Nächsten!‹
Und der geheilte Kauffaule besann sich und ging hin und erstand ein Augenmassagegerät mit eingebautem Heizkissen, drei Liter CBD-Öl im praktischen Kanister, einen High-End-Laser-Entfernungsmesser mit Flag Log und Vibration, eine Heizweste mit USB-Anschluss, eine antibakterielle UVC-Lampe, CBD-Aromaperlen für gesundes Haar, eine über das Internet steuerbare Heißluftfritteuse, einen Elektro-SUV, dreißig individuelle Yogamatten in frechen Farben, einen Fidget-Spinner und einen Eimer voll Kijimea® Reizdarm-Super-Professional.
Und Jesus hörte das Brummen der Wirtschaft und er sah, dass es gut war. Zumindest bis zum Valentinstag.«
Was die Bibel uns mit dieser Geschichte sagen möchte: Wichtig ist nicht, was Sie oder Ihre Liebsten sich wünschen oder was lieferbar ist – wichtig ist, dass Sie solidarisch mit allen Anbietern und Produzenten aller Waren gleichermaßen sind. Konsum muss universell sein, muss unabhängig sein von persönlichen Wünschen und Vorstellungen! Jesus lehrt uns, auch angesichts satanischer Lieferengpässe nicht zu verzagen – Shopping ist ein Wert an sich!
Und so sei denn die Weihnachtszeit auch ein Anlass, uns in Demut zu üben und uns zu fragen: Wer sind wir, dass wir glauben, bewerten zu können, ob dieses oder jenes Produkt sinnvoll und gut ist oder nicht? Der Hersteller – der Mitmensch! – wird sich bei der Produktion schon was gedacht haben. Maßen wir uns wirklich an, ein Urteil fällen zu können? Sollten wir dies nicht dem jeweiligen Schöpfer überlassen?
In diesem Sinne: Denken Sie nicht nur an sich, kaufen Sie irgendwas! Das ist es letztlich, worum es beim Fest der Nächstenliebe geht.
Mit christlichen und kreditwürdigen Grüßen
GREGOR FÜLLER
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