Ein Anruf bei Sebastian Kurz

Herr Kurz, ist es für Sie in Ordnung, wenn wir alle Witze darüber, dass Sie sich mit 32 Jahren Altkanzler und mit Ihrem Nachnamen Kurzzeitkanzler nennen dürfen, einfach überspringen?

Ich werde mich nicht in Ihre innerpiefkinesischen Magazin-Angelegenheiten mischen, so wie ich hoffe, dass Sie sich nicht in meine österreichischen Angelegenheiten einmischen werden.

Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen.

Dann tun Sie das, solange Sie noch nicht von einer russischen Oligarchin aufgekauft wurden.

Sie spielen da bereits auf das Ibiza-Video an, das Ihre Regierungspartnerschaft mit der FPÖ zu Fall brachte. Im Video fantasiert Ihr Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der Übernahme der größten Tageszeitung des Landes, verspricht staatliche Bauaufträge und vieles mehr. Was war Ihre erste Reaktion, als Sie von diesen Aufnahmen erfuhren?

Da habe ich vor Schreck ordentlich mit den Ohren gewackelt! Gerade von meinem Vizeführer HC Strache hätte ich so etwas nicht erwartet, denn ich habe ihn immer als vollkommen ehrlichen und korrekten Faschisten erlebt. Natürlich hat mir einiges an diesem Video missfallen, etwa die schlechte Auflösung. Und auch inhaltlich: Großspenden annehmen und dann im Sinne reicher Spender Politik machen – das ist mir zu klischeehaft!

Was tun Sie bis zu den Neuwahlen im Herbst?

Ich habe endlich mal wieder richtige Sommerferien! Zuerst wollte ich auf Interrail-Tour gehen – mit meinem Chauffeur in der Kanzler-Limousine. Weil sie mir die aber nach dem blöden Misstrauensvotum weggenommen haben, werde ich wohl einfach mit meinem alten Geilomobil jeden Tag ins Freibad fahren.

Was sind Ihre Ziele für die Neuwahl?

Mein Hauptziel ist und bleibt es, eine absolutistische Alleinherrschaft in Österreich zu errichten, noch bevor ich in den Stimmbruch komme.

Strache ist gelernter Zahntechniker. Sie haben außer Ihrem Abitur keine abgeschlossene Ausbildung. Können Sie sich ohne politischen Posten überhaupt selbst erhalten?

Nach dem Ende meiner politischen Karriere werde ich in meinen alten Beruf zurückkehren: Jurastudent. Außerdem ist mein Kinderzimmer im elterlichen Haus, aus dem ich direkt ins Kanzleramt gezogen bin, noch frei und das Bett ist frisch bezogen. Um mich muss man sich nicht sorgen. Das machen Mama, Papa und meine Patenonkel aus der Industriellenvereinigung schon.

JM

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