Die besten Journalisten …

… besser gesagt: jene, die sich für die Besten halten – haben sich in den USA verbündet. Es geht wieder einmal gegen Donald Trump, was wirklich langsam peinlich wird. Gibt es denn keine anderen Themen? Beispielsweise stirbt weltweit der Handkuss aus, und keiner schaut hin. Außerdem machen global agierende Bio-Laden-Ketten krumme Geschäfte mit Orangenhaut – an der Hygieneaufsicht vorbei!

Gut – das eine wie das andere wie das dritte sind mir egal. Aber wenn Journalisten – sie kommen aus rund 300 Redaktionen – verabredungsgemäß dasselbe berichten, läuten bei mir die Alarmglocken. Ich bin ein großer Kämpfer für den Meinungspluralismus. Mit dem Argument »Das ist Meinungsvielfalt, Chef«, habe ich schon manchen Quatsch gedruckt gekriegt, der in einer guten Meinungsdiktatur im Zensur-Sieb hängengeblieben wäre. Die 300 amerikanischen Edelfedern, die alle dasselbe schreiben wollen, sollen sich dann aber nicht wundern, wenn die Leser finden, dass eine Zeitung und ein Sender im Land völlig ausreichen.

In Deutschland wäre das unmöglich. Als ich aus Anlass des 50. Geburtstags unserer Kanzlerin – das ist also schon etwas her – zwanzig recht bekannte Kollegen für eine Kampagne gewinnen wollte, eine herrliche Gladiolenart »Angela« zu nennen, habe ich die Arroganz, die in diesem Metier herrscht, kennengelernt. Ein katholischer Chef-Schwätzer bei der Süddeutschen schrieb zurück: »Wer sind Sie überhaupt?«, ein damals noch hochgefeierter Talker der ARD knurrte, ich gehöre in die DDR, ins Freigehege des Personenkultes, und eine Dame, die samstags eine Freiluftsendung moderiert, fand mich »zu hässlich« (ich hatte ein Foto von mir beigelegt, das sie für die Gladiole motivieren sollte).

Man sieht: Wenn sie wirklich mal gemeinsam für was kämpfen sollen, verpissen sich die lieben Kollegen oder behandeln einen, als sei man Hilfsreporter einer Obdachlosenzeitung. Um den Meinungspluralismus bei uns braucht also niemand bange zu sein.

Von unserem Hauptstadt-Korrespondenten Atze Svoboda