Fast ein Profi

Von GREGOR OLM

Die Strapazen sind bestialisch. Mein muskuloskelettales System scheint ob der unmenschlichen Anstrengung wie auf einem Gemälde Dalís zu zerfließen und dabei lichterloh in Flammen zu stehen, als wäre mein Blut Kerosin. Ich drohe, jederzeit zu erblinden, denn Sturzbäche von Schweiß strömen mir wie hochprozentige Salzsäure in die Augen. Vorhin kam, wie es in der Laufszene so schön heißt, der »Mann mit dem Hammer«, mein Blutzuckerspiegel sank wie ein U-Boot nach einem Torpedo-Volltreffer. Ich spürte helfen wollende Hände an meinem schwankenden Leib, doch ich brüllte sie weg wie ein geschundenes Tier, das brutal in einen Zoo verschleppt werden soll, und trabte unerbittlich weiter. Schließlich ist es so weit – auf den letzten Metern vereinen sich meine Schmerzens- und Ekstaseschreie in einem kakophonischen Crescendo, dann sinke ich mit pochenden Schläfen auf den Asphalt in Erwartung des mich erlösenden Schnitters.

PETRA KASTER

»Schon wieder da?«, fragt Roswitha in infamer Niedertracht, als ich ihr zerschmettert, ausgeleert in der Diele entgegenwanke. Sie kann von Glück reden, dass mein Sprachzentrum noch komplett gelähmt ist. Mit zittrigen Gesten weise ich sie an, mir die Schnürsenkel zu öffnen und die Laufschuhe behutsam von den gemarterten Füßen zu ziehen.

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