Krieg der Klemmbausteine

Von ANDREAS KORISTKA

Der 42-jährige Legolas Plastebau öffnet die Tür seiner 80-Quadratzentimeter-Wohnung mit dem linken Zeigefinger und schaut sich verstohlen um. In seiner Hand hält er einen kleinen dunklen Gegenstand, kaum größer als eine Rosine. »Bitte erschrecken Sie nicht, dies ist nur eine funktionsunfähige Waffennachbildung aus dem Piraten-der-Baracuda-Bucht-Set«, flüstert er. Er trage sie nur zur Abschreckung. Keinesfalls plane er, jemanden damit zu verletzen. Plastebaus Angst ist groß, seit er mit dem Lego-Konzern in Streit geriet, weil er deren Produkte auf seinem Youtube-Kanal kritisierte. Nun erhält er regelmäßig Abmahnungen von Lego-Anwälten, die ihm mit rechtlichen Konsequenzen drohen oder damit, in sein Spielzimmer zu rennen und seine frisch gebauten Werke kaputt zu treten.

Zeichnung ARI PLIKAT

Plastebau ist gekränkt. Eigentlich ist er Lego-Fan seit der ersten Stunde. Die Miniaturwelten des Herstellers haben ihn fasziniert, seit er im Alter von 0 bis 3 Jahren versehentlich ein Kleinteil verschluckte. Später hat er alles gebaut, was der Konzern so herstellte. Zuerst vor allem Burgen und Schiffe. Mit zunehmenden Alter interessierte er sich für die komplizierteren Lego-Technik-Modelle. Mit 14 Jahren baute er damit die Gasheizungsanlage seines elterlichen Einfamilienhauses auf. Sein erstes Auto war ein Feuerwehr-Leitfahrzeug. Später bekam er die passende Wache dazu. Während seiner Pubertät schaffte er eine detailgetreue Kopie des Sport-BHs von Ulrike Meier aus der 9b. Plastebau liebte sein Hobby.

Weiter geht es im EULENSPIEGEL 05/2021.

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