Hausmitteilung EULENSPIEGEL 03/2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

hatten wir zu viel Respekt vor der vermeintlichen Hightech-Supermacht China? Diese Vermutung drängt sich auf in Anbetracht der Tatsache, dass der angebliche Rivale Nummer eins der USA allem Anschein nach seine Spionageaktionen mit einem Ballon durchführen muss. Was schicken die Chinesen wohl als Nächstes – einen Eselskarren mit einem Fotoapparat drauf? Ich bin jedenfalls sehr erleichtert, aber auch ein wenig enttäuscht. Im Übrigen haben sich die Amerikaner in dieser Angelegenheit ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Warum in aller Welt wurde der Ballon aufwendig von einem Kampfjet abgeschossen, wenn man doch genauso gut einfach mit einer Nadel hätte reinpiksen können?

»Wie nennt man jemanden, der mit Spitzenpolitikern rumhängt? – Annalena Baerbock!« Diese Abwandlung des alten Musikerwitzes erzählt man sich nun schon seit Monaten mit immer weniger Freude, aber dafür stetig zunehmender Verzweiflung in Berlin, Brüssel und auch sonst überall, wo man bereits Bekanntschaft mit dem kindlichen Gemüt der deutschen Außenministerin gemacht hat. Für unbeteiligte Beobachter wie mich ist das alles dagegen ein großer Spaß, auch wenn ich neulich mein selbst erfundenes Trinkspiel »Einen Schnaps für jedes falsch ausgesprochene Wort« bereits zwei Minuten nach Beginn ihrer Rede aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. Inzwischen mache ich mir allerdings ein wenig Sorgen: Seit die Ministerin vor Kurzem versehentlich ausgeplaudert hat, dass wir uns im Krieg mit Russland befinden (wir berichten auf Seite 14), fürchte ich nämlich, dass bald irgendein Spielverderber daherkommt und ihr erklärt, dass die Dinge, die sie sagt, unter Umständen Auswirkungen in der realen Welt haben könnten – und dann wäre die ganze Gaudi womöglich urplötzlich vorbei. Aber noch ist es ja nicht so weit, also hoffen wir auf das Beste und amüsieren wir uns weiter!

Ein- bis zweimal pro Jahr, so sieht es der Arbeitsvertrag des Redakteurs vor, liest man im »Beruf und Karriere«-Teil der Zeitung einen Beitrag über das angebliche Konfliktthema »Haustiere am Arbeitsplatz«. Bei uns im Büro ist das allerdings überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil: Ich fordere meine Mitarbeiter sogar ausdrücklich dazu auf, möglichst viele ihrer vierbeinigen Freunde mitzubringen. Unser Redaktionsgebäude ist nämlich nicht gerade im besten Teil der Stadt gelegen, und die Tiere leisten uns dort wertvolle Dienste: Die Hunde beschützen uns vor Einbrechern und Hausierern, die Katzen halten uns die Ratten vom Leib, und dank der Kanarienvögel sind wir in der Lage, die Räumlichkeiten rechtzeitig zu verlassen, wenn die betagte Gasleitung mal wieder leckschlägt. Weitere gute Argumente für ein tierfreundliches Arbeitsumfeld gibt es auf Seite 38.

Mit viehischen Grüßen

Chefredakteur

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