Robust gegen die Zonis

von Mathias Wedel

Eines Tages, vielleicht in zehn Jahren, wird man das Publikum mit alten Fernsehbildern unterhalten: überdrehte Mädchen und Knaben, Sekt, Feuerwerk, Musik aus allen Rohren und »Freude, schöner Götterfunken«! Der Kommentartext dazu: »Unbeschwert, ja sträflich naiv feierten die Deutschen in ein neues Jahrzehnt hinein. Doch schon wenige Monate später sollte sich ihr Leben verdunkeln, sollten Angst und Pein ihr Lachen verschatten. Sahen sie denn nicht die Zeichen an der Wand!?« Der Titel der Dokumentation: »Deutschland vor dem Krieg«.

Die Zeichen des bevorstehenden Waffengangs übersieht leicht, wer sich vermittels Pornokanälen oder Tiktok sein Weltbild zusammensetzt. Wer aber die von Regierung lizensierten Qualitätsblätter liest und die elektroakustischen Leitmedien empfängt, muss das Unheil kommen sehen:

Jan Tomaschoff

Es kam vor Silvester in Gestalt eines Brillenträgers mit schütterem, gescheiteltem Haar, der dunkel als »Der Wehrbeauftragte« bezeichnet wurde, sozusagen unser anonymer Blockältester. Bündig teilte er mit, er halte die Zeit für gekommen, da Deutschland Krieg führen müsse, und zwar in der Sahelzone, optional im südchinesischen Meer – diesbezüglich möge man die aktuellen Fahrplanänderungen beachten.

Die Ponderabilien – warum, wo, wann, welche Waffen und ob Grundschullehrer und Seiteneinsteiger »unabkömmlich« geschrieben würden – schenkte er sich. Das störte aber keinen, denn diesem blassen Hemde traute niemand zu, dass es die Mobilmachung befehlen könnte.


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