Gucken, wo sie wohnen

Nichts gegen Ausländer, bitteschön! Aber wenn sie dem obersten Heeresführer Wolodymyr Selenskyj tückisch in den Rücken fallen, ist bei den Deutschen der Riemen runter.

Über 200 000 Ukrainer zwischen 18 und 60 Jahren – es werden täglich mehr – leben sorglos unter uns, sitzen in den Cafés, frequentieren die Bordelle oder studieren asiatische Philologie, während zu Hause eine gut geölte Kalaschnikow nach ihnen ruft. Täglich werden viele oder sogar sehr viele Ukrainer (die Regierung hält die Zahl der Toten und Verstümmelten geheim) vom Russen erschossen. Diese Überlebenskünstler aber, diese Friedensfreunde und Lebemänner haben einfach keine Lust darauf, die nächsten zu sein, sind zu faul zu sterben. Das verstehe, wer will … So geht das aber nicht. Denn wenn keiner mehr hingeht, ist der Krieg womöglich bald abrupt zu Ende. Das wäre schrecklich, wie wir von Oberst a. D. Roderich Kiesewetter (CDU) wissen. Der Roderich nämlich hat »die Grammatik des Krieges«, wie er das Gemetzel gern nennt, verstanden: Dann wäre die Industrie im Donezk-Gebiet und das Lithium dort unter der Erde, das wir dringlich für die Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Chinesen für unsere E-Auto-Batterien brauchen, wahrscheinlich auf historisch lange Zeit verloren.

Diese Drückebergerin vergnügt sich im Schnee, anstatt Schützengräben auszuheben und den Hund darauf zu trainieren, mit Dynamit beladen unter russische Panzer zu laufen.

Das kann kein Autofahrer wollen. Langsam werden wir wütend. Zu Weihnachten, nach dem Absingen christlicher Lieder, wurde die Causa der feigen Ukrainer bereits im erweiterten Familienkreis hitzig besprochen. Denn die Kerle sind auch noch frech. Sie geben bei Latte mit Igelmilch ungeniert Interviews. Neulich erzählte einer unter der Überschrift »Ich kann hier am meisten für mein Land tun« (Berliner Zeitung), wie er in Berlin junge Frauen auf der Straße anspricht, um sie für die Schrecknisse des Krieges zu sensibilisieren. Sein Lieblingssatz ist »Du glaubst ja gar nicht, wie groß das Leid bei mir zu Hause ist!«. Damit kriegt der jede! Ein anderer sagte über sein Heimatland: »Dieser Staat ist durch und durch korrupt«, als ob dem Russen Dank gebühre, weil er ihn von der Landkarte bombt, und ein dritter versprach, in Berlin »sehr fleißig für den Wiederaufbau meines Landes zu studieren« – ein Beststudent, ein Philipp Amthor der Friedensbewegung!

Die Regierung Estlands hat als erste erklärt: »Wir wissen, wo diese Kerle wohnen.« Unsere Regierung darf das natürlich gar nicht wissen, darf es nicht einmal wissen wollen. Deshalb hat Olaf der Zögerliche die Bevölkerung auch noch nicht gebeten, die Wohnquartiere nach »diesen Kerlen« abzusuchen. Nirgendwo hängen Steckbriefe, wie damals bei der RAF. Nicht mal dort, wo diese Deserteure (denn was sind sie sonst!?) ihre Sozialknete abholen und man sie einsammeln könnte, bevor sie damit im nächsten Aldi verschwinden.

Aber beherzte Bürger können sie zur Rede stellen. Übrigens nicht nur die juvenilen, sportlichen, die mit den großen Autos mit ukrainischem Kennzeichen. Auch Männer, die nur noch einen Lungenflügel, eine zerschmetterte Hand oder nur ein Auge haben, werden neuerdings in Kiew von den Rekrutierungsbeamten aus der U-Bahn gefischt (nd berichtete). Wie spricht man so einen Menschen, der die perverse Eigenschaft hat, ausschließlich an sich zu denken, nun aber an? »Unter Hitler hätten sie dich glatt erschossen«, ist keine optimale Eröffnung für ein Musterungsgespräch. Der Ertappte wird sofort erwidern: »Das macht der Selenskyj mit mir auch« – was natürlich Quatsch ist, denn dafür ist ja der Russe zuständig.

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Dieser und jener wird schlagartig anfangen, Russisch zu sprechen, die deutsch-sowjetische Freundschaft preisen und mit dem mutigen Bürger, der ihn beherzt zur Rede stellt, »Moskauer Abende« singen wollen.

Wichtig bei der Konfrontation mit dem Untergetauchten ist der Eigenschutz, denn der Deserteur ist zu allem fähig, hat – außer seinem Leben – nichts mehr zu verlieren. Die Regel heißt also »Eigenschutz geht vor Ukraineschutz«. Am besten besinnt man sich der sogenannten Schmerzgriffe, wie sie die Berliner Polizei neuerdings legal anwendet und mit denen sie schon Klimaklebern und Silvesterknallern die Lust am Hallodri verdorben hat. Besonders effektiv ist es, mit zwei Fingern überraschend unter die Ohrläppchen des nichtswürdigen Subjekts zu stechen oder – wenn man dem Wehrdienstverweigerer frontal gegenübersteht – unter die, wahlweise auch in die Augen. Demonstrative Erniedrigungen, wie sie in Foren erörtert werden – beispielsweise den Delinquenten mit geschorenem Kopf und einem Schild auf der Brust mit der Aufschrift »Ich bin ein Fahnenflüchtling« unter die Weltzeituhr in Berlin zu setzen – sollten unterbleiben. Eine voll erblühte Demokratie wie die unsrige hat das nicht nötig.

Im Zweifelsfall reicht es vielleicht schon aus, dem feigen Ukrainer nachzugehen und zu gucken, wo er wohnt.
Dann soll Nancy Faeser entscheiden.

MATTI FRIEDRICH

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