Hausmitteilung EULENSPIEGEL 04/2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

das »Auto der Zukunft« ist seit Jahrzehnten ein Thema, das die Menschen fasziniert. Welche Form hat es? Welcher Treibstoff kommt zum Einsatz? Kann es fliegen? Die Hersteller selbst setzen dagegen offenbar ganz andere Prioritäten, wie eine kürzlich veröffentlichte Patentschrift der Firma Ford nahelegt: Darin wird beschrieben, wie sich ein kreditfinanziertes Auto bei Zahlungsrückstand selbstständig zurück zum Hersteller oder, bei hinreichend geringem Restwert, direkt zum Schrottplatz steuern könnte. Das ist aber nicht unbedingt ein Anlass zur Beunruhigung, denn erfahrungsgemäß wird kaum ein Patent unverändert im fertigen Produkt umgesetzt. Ich bin sicher, auch hier wird es noch enorme Verbesserungen geben, zum Beispiel dergestalt, dass besonders hoch verschuldete Fahrzeughalter gleich mit verschrottet werden. Wir sollten da voll und ganz auf die Innovationskraft der Ingenieurszunft vertrauen.

Franziska Giffey ist eine, die anpackt. Die nicht lange fackelt, wenn es gilt, Probleme zu lösen. Die immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen hat, und ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite steht. Warum nur fährt dieser wunderbare Mensch dann bei Wahlen immer wieder so enttäuschende Ergebnisse ein? Liegt es womöglich daran, dass ihre Presseabteilung nicht professionell genug aufgestellt ist? Wäre sie eventuell viel, viel erfolgreicher, wenn ein kompetenter Profi mit langjähriger publizistischer Erfahrung für ihre Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich wäre? Würde es sich nicht lohnen, so jemanden zu verpflichten, auch wenn er überdurchschnittlich hohe Vergütungsansprüche stellen sollte? Ich meine, sie sollte das zumindest einmal ausprobieren. Wie dem auch sei: Auf Seite16 erfahren Sie alles über die brillante Politikerpersönlichkeit Franziska Giffey, während wir auf Seite 18 einen beunruhigenden Trend beleuchten: In letzter Zeit kommt es immer wieder vor, dass Journalisten versuchen, durch anbiedernde Berichterstattung an gut dotierte Posten im Staatsdienst zu gelangen. Pfui Teufel!

Jedem verständigen Menschen war bereits klar, was passieren würde, als die Bundesregierung entgegen allen Warnungen zum Jahreswechsel mit der Einführung des Bürgergelds Deutschland in ein Paradies für Faulenzer und Schmarotzer verwandelte. Trotzdem war ich überrascht, als ich schon am 1. Januar meine Stammbäckerei geschlossen vorfand – offenbar hatten sämtliche Verkäuferinnen umgehend ihren Job gekündigt, um fürderhin nur noch »abzubürgern«, wie es jetzt im Jugendslang heißt. Auch einen Friseurtermin habe ich seitdem nicht bekommen. Zwar behauptet man mir gegenüber am Telefon, keine der Angestellten wolle sich »seit dem Vorfall neulich« mehr in meiner Nähe aufhalten, aber viel wahrscheinlicher erscheint mir, dass auch hier die Fehlanreize unseres Sozialstaats verantwortlich sind. Und erst vor wenigen Tagen sagte mein Schuhputzer seinen wöchentlichen Hausbesuch ab – er könne nicht kommen, weil sein Chauffeur gekündigt habe und er keinen neuen fände. Wenn das so weitergeht, dann sehe ich bald genauso heruntergekommen aus wie ein Bürgergeldbezieher. Alles zu dieser Tragödie finden Sie auf Seite 33.

Mit bürgerlichen Grüßen

Chefredakteur

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