JA!
Ein Meer von Blütenblättern säumte ihren gemeinsamen Weg ins Eheglück. Sie sind ein so wunderbares Paar – der Christian und die Franca! Auf Sylt ist es passiert, da haben sie drei Tage lang »Ja!« gesagt – und alle waren dabei. Auch wir, ein Blatt, dem Lindner seit Jahren vertraut, weil er so herzhaft über unseren Schabernack (siehe Seite 5) lachen kann. Ist ja auch lustig, mit dem Blick von ganz oben.
Es war ein Fest der Trüffelcreme, der Austernberge und Kaviarhaufen, und natürlich der Liebe. Der Christian war so gut drauf, als wäre gar kein Krieg und als würde die Butter noch zwei Euro kosten! Dabei hatte er eine verdammt anstrengende Woche hinter sich: Gala, Bunte, die Sylter Rundschau – alle wollten klare Aussagen zur Einhaltung der Schuldenbremse von ihm haben. Dann noch schnell den Porsche waschen lassen, die Entscheidung fällen, den Langzeitfaulen die Stütze zu kürzen, die Maniküre und das aufwendige Striegeln der Rückenbehaarung …
Franca, eine mitteljunge, sehr begabte Chef -reporterin der Welt, die absolut nicht von ihrem Spatzi protegiert wurde und nur ausnahmsweise mal Insiderinformationen an die Kollegen weiterreicht, trug zur Trauung ein von der Presse bejubeltes sogenanntes Meghan-Markle-Kleid. Was für ein Statement, denn die schwarze, aufmüpfige Ex-Prinzessin, eine Emanze der Monarchie, ein Sprachrohr der Wokebewegung trägt auch manchmal so ähnliche Kleider!
AnzeigeFranca ist eine moderne Frau, so viel steht fest. Auch weil sie ihren Namen wohl nicht ändern wird und – unserer Recherche zufolge – beim Sex manchmal oben ist. Der Chrisi, wie sie ihn nennt, läuft bei ihr brav an der Hand und ist ganz still, wenn sie plappert. Sie sprudelt nur so, die Franca, da kommt kein Mann dazwischen, weiß ihre Freundin Charlotte Merz, die Frau vom CDU-Vorsitzenden, zu berichten. Sie gab Franca wichtige Tipps, wie man sich Alpha-Männchen hält. Die Frauen haben eine Gemeinsamkeit entdeckt: Sie mögen Arschlöcher, das verbindet.
Pünktlich, als habe der Herrgott Regie geführt, zog mit dem Ja-Wort die Sonne auf über Sylt, die Neun-Euro-Ticket-Tagesgäste schlugen ihr nächtliches Wasser an den Wegesrand und öffneten ihr erstes Dosenbier. Zur Sicherheit – Franca könnte ja am Strand blank ziehen – waren die Punks dezent eingezäunt worden. Doch im »Severin’s Resort & Spa« bei Keitum ist das junge Glück ohnehin in Sicherheit.
Und der Herrscher über die Steuereinnahmen hat gut kalkuliert: Ein Superior-Doppelzimmer gibt es hier bereits für 350 € pro Nacht, die Suiten sind für 650 € pro Nacht zu haben. Das ist kein Geld, wenn man überlegt, wie günstig der Helikopterflug mit der Bundeswehrmaschine war. Auch von den Jungs der Motorradstaffel, vom Sicherheitspersonal, den Fahrern und BND-Beamten wurde Bescheidenheit in Krisenzeiten erwartet: Rehrücken auf Sanddornpüree für 48 Euro, mehr war nicht drin. Wir Journalisten teilten uns mit Julian Reichelt eine Schlafkoje der Sylter Jugendherberge. Er war im Mädchentrakt untergebracht, aus Angst vor Übergriffen …
Nach und nach trudelten die Gäste ein. Olaf Scholz schloss Franca wie eine Tochter in die Arme, TV-Moderator Heiner Bremer schenkte dem Lindner einen Sendezeit-Gutschein, Angela Merkel hatte sich mit dem Regio verspätet, und Vize-Kanzler Robert Habeck freute sich über die warme Mahlzeit und ließ sich – denn wir alle müssen sparen – die Reste für seine vier Kinder einpacken. Nur der, der eigentlich unter dem großen Hallo der Festgesellschaft aus der Torte springen sollte, war nicht dabei: Wolodymyr Selenskyj. Schade – vielleicht beim nächsten Mal!
FELICE VON SENKBEIL
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