Knackgesund bis in den Tod

Endlich raus an die frische Luft und mit den anderen spielen! Häppi, wie ihn seine Spielkameraden rufen, zappelt vor Freude wie ein Achtjähriger, der noch nicht vom Ernst des Lebens hat kosten müssen. Dabei ist Herbert, wie sein Geburtsname auf Altdeutsch lautet, 85 und hat den Ernst des Lebens längst vergessen. Sein Körper aber funktioniert noch. Mit Trommelschritten auf der Stelle wartet Häppi ungeduldig, bis der Pfleger die Haustür aufschließt, und stürzt dann wie ein ewig jung gebliebenes Springpferd auf die Wiese hinaus, wo sich bereits seine sieben Spielkameraden tummeln und die Fußballmannschaft nun komplett ist. Dass es dazu elf Paar Füße bräuchte, weiß er nicht mehr – »und muss es nicht wissen«, sagt Heimleiterin Dr. Birgit Fricke und wirft einen Blick hinaus: »Die fehlenden drei Stück Senioren befinden sich coronabedingt nicht mehr auf der Erde, sondern in ihr. C’est la vie!«

Zeichnung Andreas Prüstel

Wie das Leben so mit einem spielt: Die Chefin des Hildesheimer Hauses Senectutis war einmal eine in höchsten Tönen promovierte Literaturwissenschaftlerin, also arbeitslos. »Aber schon während des Studiums«, erinnert sie sich, »war mir aufgefallen, dass die Philologie sich nur mit lange genug abgelagerten Autoren befasst. Da lag der Schritt zur Altenpflege nahe! Der Staat sucht ja mit den Händen ringend frisches Personal.«

Weiter geht es im EULENSPIEGEL 03/2021.
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