Tobe, Liebling, tobe!

Von FELICE VON SENKBEIL

Es ist wie ein Wunder! Das Kind macht erste Schrittchen! Wenn dann der Gang der jungen Persönlichkeit sicherer wird, wünscht man, sie nie aus ihrer Babywippe abgeschnallt zu haben. Alles in Augenhöhe – Zigaretten, Nagelschere, Wodka – muss schleunigst gesichert werden. Bald darauf entdeckt das Kind das »Bobbycar«, vermutlich eine Erfindung der Hausbesetzerszene, um andere Mieter los zu werden. Hartplastikräder und schleifende Kinderknie machen ein friedliches Beisammensein, in der eigenen und der Wohnung ein Stockwerk tiefer, zunehmend unmöglich.

Piero Masztalerz

Können die Kinder ihren Bewegungsdrang nicht einfach der Wohnsituation anpassen? In unserer Wohngenossenschaft ist man sich da einig: Bewegungen, die Geräusche machen, sollten unterlassen werden; in ihren Wachphasen sind Kinder an Möbelstücke zu binden. Ab einem gewissen Alter erledigte sich das Problem schließlich, denn unsere Kinder stellten das Toben freiwillig ein und verkrochen sich nach der Schule mit dem Handy in gemütliche Ecken unter ihren Hochbetten. Ab und zu kloppten sie sich – aber leise. Und wir alle lebten gut damit.

Nun schlägt eine Studie Alarm: Unsere Kinder werden die erste Generation sein, die nicht älter wird als wir, ihre Erzeuger, was offenbar seit Ludwig Erhard in Deutschland ein Gewohnheitsrecht war. Der Grund: Der Nachwuchs ist zu träge und lahm geworden, Leistungen, die die Kleinen nicht aus der Kuschelecke heraus erbringen können, werden ihnen nicht mehr abverlangt.

Weiter geht es im EULENSPIEGEL 12/2020.

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