Meisterwerke
Kunst von EULENSPIEGEL-Lesern, gediegen interpretiert

Im Zuge größerer Sportveranstaltungen kommt es immer wieder zu Diskussionen um das biologische Geschlecht der Sportler, um sogenannte Trans-Personen, aber auch um prothetische Hilfsmittel wie Sprungfedern an Stelle des Unterschenkels, entfernte Rippen für eine bessere Aerodynamik oder das Sehvermögen stärkende Kontaktlinsen. Bei den anstehenden Olympischen Winterspielen in China wird dieses Thema allerdings keine große Rolle spielen, da die Athleten dick angezogen sind und man ohnehin nicht sieht, was zwischen ihren Beinen los ist.
Die Fragen, die sich bei dem Thema stellen, sind dabei weniger trivial, als es auf den ersten Blick scheinen mag: Haben beispielsweise stark behaarte Frauen, die als Junge geboren wurden und in der Pubertät massiv Muskelmasse aufbauen konnten, einen Vorteil ihren nur ganz normal gedopten Kontrahentinnen gegenüber? Sollte man diesen ganzen Geschlechterquatsch im Sport komplett abschaffen und in Zukunft darauf verzichten, dass Frauen irgendeine Medaille gewinnen, wenn sie nicht mehr untereinander antreten dürfen? Und vor allem: Hat Oscar Pistorius wirklich geglaubt, er würde mit der Behauptung, er habe beim Schuss durch die Badezimmertür nur einen scheißenden Einbrecher erschrecken wollen, durchkommen? – Ein weites Feld.
Auch das vorliegende Werk befasst sich mit der Problematik, wirft jedoch einen Blick in die weit entfernte Zukunft des Laufsports. Die Geschlechterfrage scheint geklärt: Der Mensch in der rechten Bildhälfte ist völlig androgyn. Er hatte den besseren Start, doch ein goldenes, C-3PO-artiges Wesen mit Kreuz auf dem Kopf, in das gerade der Heilige Geist fährt, ist ihm auf den Fersen. Wer die Sportveranstaltung gewinnen wird, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen.
Die Meinung des Künstlers zu dem Themenkomplex wird allerdings nicht verhehlt: Der verkaterte Zuschauer am unteren Bildrand wendet sich mit vor Entsetzen geweiteten Augen von der Veranstaltung ab.
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