Ein Anruf bei Bernd Riexinger

Herr Riexinger, warum haben
Sie nicht vehement widersprochen, als eine Rednerin auf einer
Diskussionsveranstaltung, bei der Sie auf dem Podium saßen, davon
schwadronierte, dass nach der Revolution das reichste Prozent der
Bevölkerung erschossen werden wird?
Das hätte ich
machen sollen. Ich kann mich nur entschuldigen. Ich hatte die Äußerung
der Rednerin als ironische Bemerkung empfunden. Mit meinem heutigen
Wissen würde ich aber sofort die Polizei rufen und die Frau festnehmen
lassen.
Aber damals haben Sie nichts getan?
Nein,
schlimmer noch. In einem schwachen Moment reagierte ich mit einer – wie
ich damals meinte – ähnlich ironischen Äußerung. Ich sagte sinngemäß,
dass das reichste Prozent bei uns nützliche Arbeit verrichten wird.
Dafür kann ich mich nur entschuldigen. Ich kann garantieren, dass nach
der Machtergreifung der Die Linke keinem Kapitalisten ein Haar gekrümmt
wird, und sie werden auch nicht arbeiten müssen. Alles bleibt für sie so
wie heute.
Wäre es
nicht im Sinne des Sozialismus, ein bisschen härter gegen die
Bourgeoisie vorzugehen? Man muss sie ja nicht gleich erschießen, aber
ein bisschen die Brustwarzen umdrehen und am Ohrläppchen ziehen muss
doch erlaubt sein, oder?
Nicht in meinem Sozialismus. Ich distanziere mich zudem von Ihren Aussagen!
Okay,
okay, aber zumindest ein paar Immobilienhaien wird man doch wenigstens
die Zehennägel ausreißen dürfen und mit einem Hammer die Kniescheiben …
Jetzt hören Sie aber auf! In unserem demokratischen Sozialismus dürfen Sie keinesfalls Ihre Gewaltfantasien ausleben!
Verstanden.
Aber wenn Carsten Maschmeyer festgenommen wird, wird man schon die
Chance ergreifen und einen Holzpflock in sein kaltes, seelenloses Herz …
Nein, nein und nochmals nein!
Jetzt übertreiben Sie aber!
Keinesfalls.
Aber wenigstens ein bisschen schubsen wird doch erlaubt sein?
Meinetwegen. Aber nur von einer Brücke.
Wir danken für das befriedigende Gespräch.
MB

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