Meisterwerke
Kunst von EULENSPIEGEL-Lesern, gediegen interpretiert
Donald Trumps rotblondes Haar
Donald Trumps Rotblondes Haar
Schimmert etwas matt
Als er in seinen
Dunkelgrünen Marine
Helikcopter steigt,
den das Fernsehen
öfters Mal zeigt.
Ist er auch
Etwas beleibt,
aber Eins neunzig groß
Scheint der 73-Jährige,
Vital wie ein
Cowboy auf einem
Wild gewordenem
Pferd.
Dennoch beschwert sich Trump
Oft über die Presse, vor allem
Im eigenen Land.
Für die Journalisten ist der
Republikaner und einstige
»Immobilienhai« deshalb
»A bad guy«.
So gab es aber in der Historie
Sicher noch schlechtere
Präsidenten im weißen Haus,
Worüber die US-Presse jedoch
Nicht so gerne schreibt.
Vielleicht erinnern sie sich
Noch an R. Nixon und die
»Watergate-Affäre« und den
»Vietnamkrieg«, die er zu
Verantworten hatte?
Und ist Trump nun auch so
Ein babarischer Präsident?
Sicher nein und so braucht
Er sich mit Nixon in dieser
Hinsicht, gott zei dank,
Hierzu nicht zu beweisen.
Denn so viel Schlimmes
Wie Nixon angerichtet hat,
Dass Trauen ihm sogar
Selbst feindselige
Journalisten nicht so ganz Zu.
Wilhelm Westerkamp, per E-Mail
War es zu Zeiten Ludwigs XIV. bei Hofe obligatorisch, die Pracht und
unbestrittene Herrlichkeit des Herrschers in Elogen zu besingen, so hat
das Lobeslied auf große Staatenlenker in der von Ironie durchtränkten
Postmoderne an Strahlkraft verloren wie das Haupthaar Gerhard Schröders
nach der vierten Scheidung. Ob die Herrscher-Hymne mit dem hier
vorliegenden Werk eine Renaissance erlebt, bleibt abzuwarten.
Das
Gedicht beginnt so, wie auch Donald Trump jedes Gedicht beginnen würde –
mit Donald Trump – und führt sogleich weiter zu dessen Haar. Zwar gäbe
es mehr Wörter, die sich auf »rotblond« reimen als auf das der Realität
näher kommende »orange«, doch der Künstler widersteht während des
gesamten Werks prinzipiell der Albernheit des Reims und unterstreicht
damit auch formal die Ernsthaftigkeit des Sujets Donald Trump.
Die
folgenden Anklänge an eine Null-Wetter-Taft-Reklame (»Der Hubschrauber
verursacht viel Wind – die Frisur ist matt«) leiten über zur
Beschreibung des Präsidenten als gealtertem Kuhhirten, der sich trotz
(!) seines Übergewichts der ungerechten Journaille erwehren muss.
Um
die Herrlichkeit des Besungenen zu unterstreichen, wird ihm alsbald der
Bösewicht Richard Nixon gegenübergestellt. Dieser hat hier nicht nur
die Watergate-Affäre zu verantworten, sondern auch noch den
Vietnamkrieg. Eine bemerkenswerte Behauptung, in der sich die
Vorbildfunktion zeigt, die Donald Trump auch für die Zunft der Lyriker
ausfüllt, bedient sich das Gedicht damit doch des Stilmittels des
sogenannten Bullshit – eines rhetorischen Kniffs, den auch Donald Trump
virtuos und oft bemüht. Durch den Dämon Nixon erscheint der misogyne
Rassist als harmloser Hetzer von nebenan, der einen zweiten Blick der
unbarmherzigen Journaille verdient hat. »Donald Trumps rotblondes Haar«
erweist sich als Plädoyer für Besonnenheit im Umgang mit dem
US-Präsidenten. Es fällt in eine Zeit, in der der amtierende Präsident
der USA einen seiner Vorgänger beschuldigt, am Tod eines dubiosen und
kriminellen gemeinsamen Bekannten beteiligt zu sein, und kommt somit
genau richtig. Denn hat nicht auch der mächtigste Mann der Welt in
diesen hasserfüllten Zeiten ein wenig Fairness verdient?
S. Bannon
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