Meisterwerke

Kunst von EULENSPIEGEL-Lesern, gediegen interpretiert

Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren eine Menge für das Tierwohl getan. Katzen haben nach einer Entbindung uneingeschränkten Anspruch auf eine Rückkehr in ihren alten Job, jüdische Wildschweine dürfen nicht mehr beschnitten werden, Zärtlichkeiten mit Hamstern sind nur noch nach einem ausdrücklichen »Ja« erlaubt, und Hunde dürfen nach wie vor überall hinpinkeln, wo es ihnen gefällt.

Doch was passiert, wenn man es wie unsere französischen Nachbarn mit dem Tierwohl übertreibt, kann man auf diesem Foto sehen: Präsident Macron hat eine Hühnerplage in seinem Palast. Der Grund ist hausgemacht: Anfang des Jahres erließ Macron ein Gesetz, das Hühner dazu verpflichtet, gelbe bzw. rote Warnwesten zu tragen. Die Folgen sind fatal, denn die Anzahl der überfahrenen Hühner ist seitdem um 95 Prozent zurückgegangen.

Nicht nur das; der gallische Hahn und seine Frau haben sich vermehrt wie die Karnickel, und jetzt hat Monsieur le Président Tausende niedlicher Federknäuel in seiner Amtsstube. Sein Gesichtsausdruck verrät es jedoch: Die Tiere haben Milben. Und die Henne hat ihre Eier mal wieder auf dem Stuhl des Präsidenten abgelegt, der jetzt merkt, wie seine Hose langsam nass wird, sich aber nichts anmerken lassen möchte. Embarrasant – peinlich. Kein Wunder, dass die französischen Wähler ihren Präsidenten los werden wollen wie ein unbetäubtes Schwein seine Hoden. Das in Deutschland mit Vehemenz und Tatkraft durchgeführte Kükenschreddern bzw. wie der Franzose laut Google-Übersetzung sagt: poussin déchiqueter scheint hier die bessere Wahl zu sein. – Vive l’Allemagne!

J. Klöckner