Nightmare on Säbener Street
Von FLORIAN KECH
Im verwundeten Herzen von München besichtigt Uli Hoeneß seine verwüstete Stadtwohnung. An seiner Seite krallt sich ein erfahrener Tatortreiniger an einem Wischmopp fest und weiß nicht, wo er anfangen soll. In der Wohnzimmertür klafft auf Brusthöhe ein fußförmiges Loch. »Das war gestrecktes Bein«, zürnt Hoeneß, »man fragt sich, wo der VAR ist, wenn man ihn mal braucht.« Nicht nur der Kung-Fu-Tritt gegen die Hoeneß-Tür erinnert an Oliver Kahns legendäres Tollwut-Spiel gegen Borussia Dortmund in den Spätneunzigern, wo der Torwarttitan um ein Haar einen unschuldigen Schweizer Stürmer getötet hätte. An der rot gesprenkelten Glasvitrine klebt ein Stück Fell. »Das stammt von Ben«, sagt Hoeneß. Der Labrador hatte sich heldenhaft vor sein Herrchen gestellt, »worauf ihm der Oli ohne Vorwarnung den Hals durchbiss«, klagt Hoeneß, »im Josephinum konnten sie nichts mehr für meinen haarigen Freund tun.«

Ehefrau Susi serviert ihrem Gatten ein frisch gepresstes Wurstwasser. Seine zittrige Hand greift nach dem Glas. Hoeneß wiederholt, was er bereits sämtlichen Medien schilderte: dass Kahn, als sie ihm die Gründe für seine Entlassung erläutern wollten, völlig eskaliert sei. Über die Details möchte er in der Öffentlichkeit nicht sprechen, die Therapeuten meinten, er sei noch nicht so weit.
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