Der deutschööö Dylan

UNSERE BESTEN

Es ist die bislang größte Überraschung des Jahres. Zwar dauert es noch ein Weilchen, bis die Entscheidung bekannt gegeben wird. Aber schon jetzt sickerte durch, dass der Literaturnobelpreis dieses Jahr an den Sänger, Schauspieler und Nasenfahrradträger Herbert Grönemeyer verliehen werden wird. Eine überfällige Entscheidung der Jury. »Der Habermas der deutschsprachigen Popmusik« (FAZ), der »Mittelschicht-Flüsterer« (Rheinische Post), der »uneitle Grübler«, »unbequeme Mahner«, »wortgewandte Tröster« (Spiegel), der mit »seiner angenehmen Stimme jede Brustwarze erigieren und jeden Zehnagel zerbersten lässt« (niemand), hat diesen Preis mehr als verdient. Die geleakte Erklärung des Nobelpreiskomitees im Wortlaut:

Zeichnung Frank Hoppmann

Als Herbert Grönemeyer 1984 das Album »4630 Bochum« herausgab, war es, als wäre der deutschen Schlager-Lyrik nach Jahrzehnten der sprachlichen und moralischen Zerstörung ein neuer Anfang vergönnt worden. Grönemeyers kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen des Grunzens in all seinen Facetten und seine Neuinterpretation des Ö (»Gib mir mein Herz zuröck, du brauchst meine Liebö nicht«) brachen mit der Tradition der Liedkunst, und doch ist sein lyrisches Werk ein Dialog mit dem unschätzbaren Erbe deutscher Unterhaltungsmusik und den großen Meistern des Genres wie Nicole und Rex Gildo. Ein Dialog, der mit sehr strenger Liebe geführt wird.

Weiterlesen …

    Anzeige

EULE+

    Anzeige