Duschen wie die Stars aus dem Bundestag

Seit der Russe aus unerfindlichen Gründen bei den Gaslieferungen zickt, ist Energiesparen zum Thema Nummer eins avanciert. Insbesondere das korrekte Verhalten unter der Dusche hat es unserem politischen Spitzenpersonal angetan – es vergeht kaum eine Woche, ohne dass ein Minister oder Parteifunktionär der höchst interessierten Öffentlichkeit per Interview stolz darlegt, wie vorbildlich er sich im Badezimmer verhält. Und die wenigen Politpromis, die immer noch nicht von sich aus zu diesem Thema Stellung genommen haben, wurden jetzt von uns befragt.

Zeichnung: AD KARNEBOGEN
Christian Lindner:

Ich lege großen Wert auf mein Äußeres und dusche deshalb mindestens zweimal täglich. Nachdem ich mich elegant meiner Kleidung entledigt habe, trete ich in meine großzügig geschnittene, vollverspiegelte Duschkabine und drehe das Wasser auf. Anschließend seife ich mich ein. Sanft gleiten meine Hände über die muskulösen Oberarme, dann weiter zum imposanten Brustkorb, bis sie schließlich wie von selbst den Weg zwischen meine Beine finden. Hier ist Hygiene ganz besonders wichtig! Meine Hand gleitet vor und zurück, vor und zurück, vor und zurück, vor und … aaaaaaaahhh! Oje, das tut mir leid, Ihr schöner Notizblock. Butler!

Katja Kipping:

Ich unterstütze in dieser Frage vollumfänglich die Position der Bundesregierung und distanziere mich hiermit ausdrücklich von etwaigen anderslautenden Stimmen aus meiner Partei.

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Karl Lauterbach:

Ich dusche grundsätzlich nicht mehr, seit ich eines Nachts beim Stöbern auf einem wenig bekannten Preprint-Server eine sehr gut gemachte Studie aus Harvard gefunden habe, die eindeutig beweist, dass Wasser schwere Gesundheitsschäden verursachen kann, oft gefolgt von einem qualvollen Tod. Die Eltern unter ihren Lesern wird sicher interessieren, dass Kinder ganz besonders gefährdet sind. Ich wasche mich deshalb nur noch mit Sand. Hätten Sie vielleicht welchen für mich? Ich habe inzwischen auf allen Berliner Spielplätzen Hausverbot.

Anton Hofreiter:

Lassen Sie es mich diplomatisch formulieren: Wer jetzt noch warm duscht, der kann auch gleich persönlich eine Ukrainerin vergewaltigen. Björn Höcke: Ich würde ja gerne duschen, aber in letzter Zeit ist der Wasserdruck in meiner Wohnung extrem niedrig. Ich vermute, die Asylanten aus dem zweiten Stock zapfen das Wasser aus der Steigleitung und verticken es im Park.

Ricarda Lang:

Ich nehme lieber ein Vollbad – das ist sooooo sinnlich! Das Wasser versetze ich mit ätherischen Ölen, und rund um die Wanne stelle ich Kerzen auf. Und wenn ich dann so richtig entspannt bin, lasse ich meine Schoko-Badeenten zu Wasser. Worauf wartest du, kleine Minze-Ente? Hab keine Angst, zarte Trüffel-Ente! Und auch du sollst dabei sein, liebe Vollnuss-Ente! Kommt alle zu Mama geschwommen!

Frank-Walter Steinmeier:

Es lässt sich schwerlich bestreiten, dass Körperpflege seit Urzeiten ein wichtiger Bestandteil unserer Zivilisation ist. Das gilt im Besonderen für junge Menschen, aber auch für die älteren unter uns. Doch können wir nicht die Augen davor verschließen, dass in unserer schnelllebigen Zeit vermeintliche Gewissheiten von einem Tag auf den anderen ihre Gültigkeit verlieren können. So ist es auch hier: Das Duschen, meine Damen und Herren, hat seine Unschuld verloren. Wie also wollen wir als Gesellschaft damit umgehen? Meine Vorschläge dazu möchte ich Ihnen im Folgenden darlegen. Zunächst müssen wir alle – Halt, wo wollen Sie denn hin?

CHRISTIAN KANDELER

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