Supernette Sklavenhalter
Von FELICE VON SENKBEIL
Nicht nur Hunde, auch Menschen, ganze Familien müssen »mal raus«. Aufenthalte im Freien sind seuchenpolitisch dem Verdämmern auf dem Sofa vorzuziehen. Aber wohin? Man könnte Vetschau an der A15 aufsuchen, wo es eine Aral-Tanke gibt, oder Wladiwostok, denn da war man auch noch nicht. Das Ziel müsste so »geil« sein, dass die Kinder zwei, drei Mal im Verlaufe des Tages von ihren Displays aufschauen, zumindest wenn man sie anschreit: »Guck mal da!«
Zum Beispiel Dubai, das soll »in« sein, obwohl es flugstundenmäßig ziemlich weit out ist, und »cool« – bei 27 Grad im Winter.
Beschlossen und gebucht. Und sofort meldete sich dieses Ding, das Gewissen. Wir würden Geld (und zwar viel Geld für unsere Verhältnisse) in einem Land lassen, das Menschen ausbeutet, Ressourcen verprasst und auf Frauenrechte pfeift, sofern ein Land überhaupt pfeifen kann.
Gewiss, wir würden nicht nur mit dem Flugzeug (pfui!), sondern auch mit kritischem Blick reisen. Der Grusel vor dem unverschämtesten Erdölkapitalismus, der teuflischen Energieverschwendung und der ekelhaften Kleintierhaltung (Kamele! Falken!) fliegt mit, ohne auf der Kofferwaage ins Gewicht zu fallen.
Aber wie verkraften das die lieben Kleinen – leicht manipulierbare, konsumgeile, ja verfressene, oberflächliche und eventversessene Wesen? Die krassen sozialen Gegensätze dort, die kriegen ja einen Schock fürs ganze Leben!
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