Ein Anruf bei Dietmar Woidke
Herr Ministerpräsident, niemand hätte damit gerechnet, dass
Elon Musk seine Giga-Fabrik in Brandenburg bauen würde. Wie waren die
Verhandlungen mit dem Tesla-Chef?
Nun, es ist nie leicht,
wenn zwei schillernde Persönlichkeiten wie Elon und ich
aufeinandertreffen. Und die kulturellen Unterschiede sind schon groß. Es
ist für uns Brandenburger natürlich befremdlich, wenn da ein Amerikaner
die ganze Zeit auf seinem Chewing gum kaut und Jeans trägt.
Der Mann ist ursprünglich Südafrikaner und besitzt drei Staatsbürgerschaften.
Das
ist ja noch befremdlicher. Ich habe aber schnell festgestellt, dass wir
beide unter Strom stehen. Seiner kommt halt aus einer Batterie und
meiner wird aus Lausitzer Braunkohle gemacht. Sonst sind wir uns sehr
ähnlich. Elon hat zum Beispiel einen Tesla in die Erdumlaufbahn
geschossen und meine Doktorarbeit trug den Titel »Laboruntersuchungen
zur Strohkonservierung mittels Harnstoff-Saccharose-Zusatz und zum
Trockensubstanzabbau der Konservate nach der Nylonbeutel-Methodik«.
Wo liegt da die Gemeinsamkeit?
Sie haben offensichtlich keine Ahnung von der Nylon-Beutel-Methodik.
Stimmt. Was hat letztlich den Ausschlag für den Standort Brandenburg gegeben?
Unsere
Weltoffenheit. Wenn ein paar nette Amerikaner kommen, die uns hier
erklären, wie wir was, wo und in welchem Tempo zu bauen haben – da
freuen sich die Beamten von der Bauaufsicht, vom Umweltamt, von der
Arbeitsschutzbehörde und die Leute vom TÜV. Elon mag außerdem, wie wir
Brandenburger unsere Visionen umsetzen. Kennen Sie die Havelpassage in
Hennigsdorf? Das Fahrradparkhaus in Bernau? Den Feuerwehrneubau in
Luckenwalde? Da ist nach der Wende atemberaubende Architektur
entstanden. Ich denke, das alles hat bei Elon Eindruck hinterlassen. In
dieses Umfeld passt sich seine riesige, seelenlose Fabrik hervorragend
ein.
Werden Sie sich nun öfter mit Musk treffen?
Mal
sehen. Meine Frau und ich haben ihn zum Schlachtefest nach Paaren im
Glien eingeladen. Vielleicht kommt er ja mal mit seiner Rakete
vorbeigeflogen und sagt »Hi«.
Werden Sie auch nach Amerika reisen?
Ich denke nicht. Als Ministerpräsident habe ich viele andere Verpflichtungen. Außerdem hat gerade unsere Sau geferkelt.
MB
Aus dem EULENSPIEGEL Ausgabe 12/2019
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