Das Störungsverbot

Auch Nazis müssen sich nicht alles gefallen lassen

Von Mathias Wedel

Das will natürlich wieder keiner hören! Aber mutiger Journalismus muss die Wahrheit sagen, auch wenn sie unbequem ist. Deshalb sei es hier einmal – völlig ungeschützt und sicherlich nicht zur Freude des Chefredakteurs, dieses Lieblings der Anzeigenkunden – ausgesprochen: Man mag manches Abträgliches über die Nazis sagen, Fehlverhalten ist ihnen sicher auch unterlaufen, es gibt Rüpeleien – einen Regierungspräsidenten zu erschießen, das gehört sich einfach nicht. Aber eigentlich haben wir in Deutschland in den letzten Jahren gar nicht so schlechte Erfahrungen mit den Nazis (ja, man ist versucht zu sagen »mit unseren Nazis«) gemacht! Viele sind nett zu Kindern und Haustieren, manche sind ausgesprochen gesellig, stehen gern in der Küche oder züchten sogar Tauben! Björn Höcke ist stets adrett gekleidet und sorgfältig frisiert. So schlimm sind die also nicht. Jedenfalls gemessen an den Befürchtungen jener Leute, die eine regelrechte Phobie gegen die Kinderlandverschickung, die Autobahnen und das nationalsozialistische Frauenbild entwickelt haben.

Zeichnung, Burkhard Fritsche

Gewiss, Massenbewegungen ziehen immer auch Irre an. Mit manchem geht auch die politische Leidenschaft durch (der süße Traum von der Diktatur!). Doch das staatliche Schutzgut »Öffentliche Ordnung« scheint bei den Nazis in solideren Händen zu liegen als bei den Linken, die bei Demos nicht einmal in ordentlichen Sechserreihen marschieren können, das Horst-Wessel-Lied nicht draufhaben, kaum eine Kleiderordnung kennen, ihren Demo-Müll den Kommunen hinterlassen und am Rande der Randale zu unzüchtigen Handlungen neigen.

Weiter geht es im EULENSPIEGEL 04/2021 oder im eArtikel.

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