Nicht dümmer, als die Polizei erlaubt
Zu Besuch in einer deutschen Police-Academy
Von DANIEL SIBBE
Eine höhere Fehlertoleranz im Prüfungsbereich Ohrtogra-… Orto-… Rechtschreibung und ein abgespeckter Fitnesstest – zur Besetzung neu geschaffener Stellen hat die Bundespolizei ihre Anforderungen »angepasst« (Beamtensprech), im Klartext: auf Totound-Harry-Niveau gesenkt.
»Achtung, Achtung! Hier schraipt die Polizei!« Die handschriftliche Notiz an einer Klassenzimmertür verweist auf das dahinter gerade stattfindende Diktat der Bewerber für den mittleren Polizeivollzugsdienst. »180 Wörter, maximal erlaubte Fehlerquote: 24. Und – zur Beruhigung aller! – auf behördlich irrelevante Begriffe wie ›Chrysantheme‹, ›Polyp‹ oder ›Deeskalationsstrategie‹ wird mittlerweile verzichtet«, erläutert Schulleiter Roy Baer die Modalitäten. Dann beginnt der Rektor der Jean-Dahm-Polizeischule laut vorzusprechen: »Uta ruft Fara. Fara ruft Fu. Fu ruft Uta.« Die ersten Prüflinge zücken gut vorbereitet ein Attest.
Kurze Zeit später ist Baer zurück in seinem Büro. Der monotone Sound eines unaufhörlich surrenden Aktenschredders erfüllt den Raum. Baer lauscht angetan: »Ah, The Police!« An der Wand hängt das obligatorische DPolG-Führerbild. Unter dem gestrengen Linksblick Rainer Wendts ist Baer einer heißen Sache auf der Spur.