I´m not a fucking robot

Wer kennt es nicht? – Da hat man gerade sein neues Internetforum zum Thema »Barrierefreie Veganertoiletten« online gestellt und wartet gespannt auf die ersten Kommentare, schon wird das schöne Bulletin-Board überflutet mit Links zu Angeboten wie »Bei Abschluss sofort Geld für Zahnersatz und Penisprothese«, »Fenstertausch 2019: Der Staat schmeißt sein Geld zu Ihrem Fenster rein« oder »Diät-Ärzte hassen diese Treppenliftpreise«.

Schuld daran sind die sogenannten Spambots, kleine digitale Kobolde, die über das Internet auf den Server gelangen und dort Schabernack veranstalten. Anfänglich reichte es, für den Forumseintrag eine Checkbox einzurichten, durch deren Anklicken der Autor an Eides statt versicherte, kein Roboter zu sein.

Da Roboter nicht lügen können, machten die ungebetenen Gäste ein dummes Gesicht, bis böse russische Hacker eine neue Generation dieser Schädlinge programmierten, die selber von sich glaubten, keine Roboter zu sein. Deshalb erfanden gute westliche Programmierer das textbasierte »Captcha«. Dabei werden zufällige Kombinationen aus Buchstaben und Ziffern verfremdet. Um die Prüfung zu bestehen, muss der Nutzer ein Lösungswort enträtseln und eingeben. Leider stellte sich in der Praxis schnell heraus, dass nicht nur Spambots, sondern auch die menschlichen Nutzer diesen Test in neun von zehn Fällen nicht bestehen konnten oder vorher schlichtweg wahnsinnig wurden.

Die scheinbar beste Lösung für das Problem: bildbasierte »Captcha«. Hier muss der Nutzer aus zahlreichen Bildern diejenigen mit demselben Merkmal auswählen. Wenn es aber zum Beispiel darum geht, alle Motive mit Verkehrszeichen anzuklicken, grübelt er lange darüber nach, ob eine Ampel auch ein Verkehrszeichen ist, ob der Fleck im Hintergrund ein »Seitenstreifen nicht befahrbar«-Schild oder ein Fliegenschiss auf dem Objektiv sein könnte und ob er nicht einfach den Computer solange mit Fußtritten bearbeiten sollte, bis das Captcha klein beigibt. In wissenschaftlichen Tests schnitten die Roboter deutlich besser beim Lösen dieser Aufgabe ab, da sie das Wort »Verzweiflung« nicht kennen und auch dann noch stoisch weiter raten, wenn der Gerichtsmediziner seinen menschlichen Konkurrenten schon längst vom Strick abgeschnitten hat.

Nun haben Forscher jedoch eine neue Generation bildbasierter Captchas entwickelt, die durch ihre Eindeutigkeit bestechen und die jeder humanoide Anwender in Sekundenschnelle lösen kann, während es den Robotern die Matrix wegpustet.

MICHAEL KAISER

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