Ein Anruf bei Ursula von der Leyen
Herzliches Beileid, Frau von der Leyen, zu Ihrem schmerzlichen Verlust!
Vielen Dank! Wir stehen fest an der Seite des Opfers, und der Aggressor wird für seine Grausamkeiten bezahlen. Ich versichere Ihnen, die Europäische Union wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Das klingt, trotz des bei Ihnen üblichen Pathos, nicht sehr beeindruckend, immerhin reden wir hier von einer sehr schwerfälligen Bürokratie.
Wenn etwas wichtig und dringend ist, kann die EU auch schnell reagieren. Momentan prüfen wir zwar nur den aktuellen Schutzstatus von Wölfen, das kann aber zeitnah dazu führen, dass wir alle diese Biester zum Abschuss freigeben und Prämien für jeden erlegten oder überfahrenen oder vergifteten oder nach schmerzhafter Folter ausgeweideten Wolf zahlen.
Das Thema Wölfe hat Sie bisher nicht nennenswert interessiert, bevor einer von ihnen kürzlich Ihr Lieblingspony gerissen hat. Ist das was Persönliches?
Persönliches und Politisches würde ich nie vermischen.
AnzeigeKlar. Ein für Sie besonders wichtiger Hinweis noch, bevor es weiter geht: Wir schreiben bei diesem Telefonat mit und veröffentlichen dann, was Sie sagen.
Oh. Das mag ich ehrlich gesagt nicht so gern. Sie kennen ja sicher das Sprichwort: Was in Vegas geschieht, bleibt in Vegas, und was UvdL am Telefon bespricht, geht niemanden etwas an. Da sind die europäischen Datenschutzrichtlinien eindeutig.
Aber als Oberhaupt der Exekutive sind Sie doch dem Wahlvolk Rechenschaft schuldig.
Haha. Der war gut. Ihr Humoristen seid wirklich zum Schießen. Wo nehmt ihr nur immer eure Ideen her? Aber jetzt mal im Ernst: Hätte mich das Forbes-Magazin zur mächtigsten Frau der Welt gekürt, wenn ich jedem dahergelaufenen Untersuchungsausschuss oder Journalisten Auskunft über meine SMS und Telefongespräche geben müsste? Sicher nicht.
Nachdem vor ein paar Jahren Ihre Nachrichten zur Berateraffäre verschwunden waren, haben Sie vor ein paar Monaten schon zum zweiten Mal aus Versehen alle Daten von Ihrem Handy gelöscht.
Ja, ich Schussel. Aber glauben Sie mir, wenn ich sage: Was ich im Einzelnen mit dem lieben Albert besprochen habe, ist irrelevant. Wichtig ist nur: Es mag zwar der größte Pharma-Deal der EU-Geschichte gewesen sein, aber mit den 35 Milliarden habe ich den Pfizer-Chef komplett über den Tisch gezogen. Ehrlich. Und damit das klar ist: Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.
GF
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