Ein Anruf bei Wolodymyr Selenskyj

Herr Selenskyj, das Treffen der Ukraine-Unterstützer in Ramstein fällt aus, weil Joe Biden in Florida Sandsäcke schleppen muss, trotzdem kommen Sie nach Deutschland und sind gerade auf dem Weg nach Berlin. Was wollen Sie denn hier?

Ich habe die drei letzten Landtagswahlen in ostdeutschen Bundesländern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und dachte, es sei vielleicht das Beste, mal persönlich vorbeizuschauen. Vor allem mein Auftritt in Potsdam dürfte für Brandenburg, wenn ich das mal so salopp formulieren darf, kriegsentscheidend sein.

Inwiefern?

In Brandenburg gibt es im Grunde ja nur eine einzige Option für eine funktionstüchtige Koalitionsregierung, und zwar die aus SPD und dem Bündnis Wagenknecht. Das ist eine vertrackte Situation. Ministerpräsident Woidke steht vor der Wahl, entweder auf alle Forderungen des BSW einzugehen, um eine Regierung bilden zu können, oder das Land einfach dicht zu machen und regierungslos dem Verfall zu überlassen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es dem Kollegen Woidke dabei gehen muss. Jedenfalls hoffe ich, entscheidend zur Lösung der Koalitionsfrage beitragen zu können, indem ich mir von Robert Crumbach erklären lasse, wie die Ukraine jetzt möglichst schnell Frieden schließen kann.

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Von wem lassen Sie sich das erklären?

Robert Crumbach. So heißt wohl der BSW-Chef in Brandenburg. Aber ich verstehe Ihre Verwirrung, ich hatte bisher auch nur von Sahra Wagenknecht gehört.

Wieso interessiert Sie das denn eigentlich?

Im Kabinett und im Generalstab reden wir sehr oft und ausführlich auch über die Landespolitik in Brandenburg: Wie geht es mit der Baugebührenordnung weiter? Welche weiteren Flächen stehen für hochsubventionierte Tesla-Fabriken zur Verfügung? Wie kommt die kommunale Wärmeplanung in Eberswalde voran? Und und und. Das sind Dinge, die schnellstmöglich geregelt werden müssen. Und wenn eine Koalition in Brandenburg nur zustande kommt, wenn ich die Anweisungen von Herrn Crumbach befolge und endlich mit Putin Frieden schließe, dann muss es eben so sein.

Sehr vernünftig. Eins noch: Jedes Mal, wenn Sie in Berlin sind, wird aus Sicherheitsgründen ein Notfahrplan der S-Bahn aktiviert, wodurch jeder zweite Zug ausfällt und ich morgen mit Sicherheit wieder zwanzig Minuten länger zur Arbeit brauche. Fahren Sie wirklich mit der S-Bahn?

Ja.

GF

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