Auf Du und Du mit CDU

FERNSEHEN

»Wir sind ganz bewusst mal weggegangen aus Berlin …«, beginnt Friedrich Merz den Friedrich-Merz-Dokumentarfilm »Die Merz-Strategie – Wohin steuert die CDU?«.
Berlin, dieses Drecksloch, das es nicht gut mit dem charmanten Sauerländer meint. Hier verstehen die linksversifften Müslifresser doch immer alles falsch. Es ist an der Zeit, einiges klar zu stellen und die neue CDU in ihrer ganzen Pracht zu zeigen.

Ein Merz ist nicht angepasst und geschmeidig, er ist kantig und direkt.

Da, wo der Friedrich herkommt, wird nämlich »Klartext« geredet. »Sozialtourismus« ist doch kein schlimmes Wort, wenn man es gut erklärt.

Harm Bengen

In dieser Doku bekommt Herr Merz die Chance, den Leuten mal den Merz zu erklären. Der ist nämlich ein ganz besonders toller Typ. Lässig, witzig, reich und niedlich, wenn er die Stirn so runzelt. »Na … das haben Sie gesagt … Ein Merz rudert nicht zurück … Das lassen wir mal so stehen.« Aussagen dieser Art zeigen, wie wunderbar nahbar der CDU-Held sein kann, wenn man ihm viele Sendeminuten lang zuhören darf, und wie dicht der Spitzenjournalist Ben Bolz vom NDR an diesem Spitzenpolitiker dran war. Wahrscheinlich bekam er im Sommerhaus der Partei in Norditalien sogar ein Zimmer mit Seeblick und zwei Stück Würfelzucker in den Filterkaffee, damit er den Friedrich und den Linnemann mal so richtig abfeiert. Verdient haben es die beiden, denn es war sicher anstrengend, das neue »Wertefundament« der Partei zwischen Boccia spielen und Ramazzotti exen zu erarbeiten.

Aber der Linnemann ist ein echter Steher an der Seite seines Herrn, der kann dienen. »Ich hab einfach Bock auf Debatten«, sagt er, und der Merz so: »Komm, lass uns mal ’n Grundsatzprogramm schreiben!«

»Super«, sagt der Linnemann, »is genau mein Ding … dafür werd ich in die Geschichte eingehen.« Und dann stellt der sich einfach ans Whiteboard und schreibt: »Ehrlichkeit« und »Mut« drauf. Das ist beeindruckend. Und drunter steht, wie anno dunnemals beim Kaiser, einfach »Friedrich« – wer sonst?

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Die ehemalige Lieblingspartei der anständigen Bürger mit leichter Abneigung gegen Muselmänner und Kopftuchmädchen, mit Liebe fürs Vaterland, ohne nationalistisch sein zu wollen, die Partei der Autofreunde, Ehemänner, Mittelständler und Wurstesser will wieder wählbar werden. Und dieser Dokumentarfilm will dem Bürger helfen bei der Entscheidung fürs Kreuzchen bei den Bessermachern.

Dass es mit der Bundesregierung nicht so rund läuft, liegt nicht an Herrn Merz, der sei immer offen für einen Plausch mit dem Bundeskanzler, leider rufe der aber nie an. Das könne schon weh tun, gibt der sensible Sauerländer zu. Da wolle man nur ein bisschen beim Regieren helfen, aber werde nicht eingeladen.

Doch ein Friedrich Merz wartet nicht, bis er gerufen wird, er setzt sich selbst in den Zug. Nach Kiew zum Beispiel. Was für ein mutiger Akt. Der einzige deutsche Politiker, der sich kurz nach Kriegsausbruch dahin getraut hat. Was er genau dort gemacht hat, weiß keiner, aber genossen hat er den Trip: »Eine Nacht im Schlafwagen, alles schön, alles sicher, es ist schön, in diesem Land zu sein …«

Und wer dem Friedrich Merz unterstellt, ein Populist zu sein, der versteht das Naturell dieses bübischen Freigeistes nicht. Er liebt die Zuspitzung und schaut dem Volk auf Maul.

Leider hat es der Herr Merz mit dieser Methode der Maulbeschau bisher nicht zum Kanzler geschafft. Das ist ungerecht, weil er wirklich alles besser kann.

Aber, wie gesagt, er hat ja den Carsten! Der steht noch früher auf als der Friedrich und joggt sogar in der Bundestagslaufgruppe.

Zwei Männer wie Schimanski und Thanner, wie Bud Spencer und Terence Hill …

Ich sehe das so: Frühaufsteher, Überzeugungstäter, Wahlverlierer, Privatflieger, schwerreiche Geldsäcke und unterhaltsame Choleriker sollten ganze Dokuserien im Öffentlich-Rechtlichen bekommen, um mal ihr Wahlprogramm zu präsentieren und über ihre Fehler zu sprechen, sollten sie welche haben. Vielleicht sogar, das wäre schön, zeigen sie ihre Haustiere und Ehefrauen – da hätten wir alle was davon.

FELICE VON SENKBEIL

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