Freude, schöner Güntherfunken
UNSERE BESTEN
Von ECKARDT D. ANGELEY
Nach stillen Koalitionsverhandlungen im Mai und einem geräuschlosen Amtsantritt im Juni kam der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther plötzlich zurück auf die große politische Bühne und hielt eine beeindruckende Rede zur politischen Gesamtlage seines Bundeslandes und der Welt. Gut, vielleicht war es nicht die ganz große politische Bühne, sondern ein Kieler Bierzelt, und er hielt auch keine politische Rede, sondern sang die allseits beliebte erotische Kantate von der Puffmutter Layla. Es war dennoch ein beachtlicher Auftritt für einen Mann, der sonst wenig Anlass zu der Vermutung gibt, dass er überhaupt existiert. – Grund genug, zu untersuchen, was ihn antreibt, außer dem Duracell-Plus-9-Volt-Block, der übrigens bequem durch Öffnen der Klappe in seinem Nacken ausgewechselt werden kann.
Noch immer leuchten Daniel Günthers fröhliche Ferkelaugen hinter seiner Brille (Modell »Volker Kauder Throwback«) und er quiekt kaum hörbar, wenn er an den Wahlabend 2017 denkt. Damals, am 17. Mai, wurde er zum ersten Mal zum Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein gewählt. Eine Stunde hellen Triumphs, lediglich verdunkelt durch das sich hartnäckig haltende und wahre Gerücht, dass nicht nur die gesamte Landesführung der CDU sich nicht an Günthers Gesicht erinnern konnte. Auch er selbst erkannte sich vor der Wahlfeier nicht im Spiegel wieder. Erst als ihn seine Frau im gemeinsamen Haus für einen Einbrecher hielt, niederschlug und nachdem Günthers Personalien in der Polizeiwache aufgenommen waren und somit seine Identität geklärt war, konnte er mit einiger Verspätung auf der Wahlparty auftauchen.
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