Deutschland beim Verwesen

Die rasante Deindustrialisierung schmerzt bis in die kleinste Faser unseres Lebens

Wo ist sie denn, wenn man sie mal braucht – die Katastrophen-Warn-App!? Wir schlittern ins Verderben, aber keiner weiß, womit man sich eincremen soll – gegen den Mehltau – und ob Eincremen überhaupt hilft …

Der Mehltau ist ein schlieriger grauer Pilz von einer wenig anheimelnden Konsistenz von Rotz oder Kaltem Bauer. Er zerfrisst zartes Grün, auch das zarte Pflänzchen der Hoffnung, der Hoffnung auf das Anspringen der Konjunktur oder wenigstens eines »Null-Wachstums« (mit seinen wichtigsten ökonomischen Kategorien belügt der Kapitalismus sich selber, das hat er mit dem Sozialismus gemein).

GUIDO SIEBER

Der Mehltau ist, so eklig das auch klingen mag, in aller Munde. Er legt sich nämlich wie Mehltau übers Land. Er macht das Gesicht des Arbeiters grau, der nach seinem Tagwerk bei lauem Bier und schlechter Wurst unter trüber Lampe über den Diesel-und Stangensellerie-Preis räsoniert. Er macht die Stimme von Anja Kohl bei »Börse vor Acht« belegt. Und wenn die künftigen Erbauer des Null-CO2-Emissions-Kapitalismus ihren Großeltern ihre Realschulablusszeugnisse präsentieren, siehe, da hat der Mehltau stinkende Flecken auf ihnen hinterlassen.

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