KI my ass

Von GREGOR OLM

Diese übergriffige Politbande versucht ja bekanntlich mit allen Mitteln, einem den Spaß am Automobil kaputtzumachen, aber an mir perlt das ab, die Stunden in meinem Lada Niva – Baujahr 1981, garagengepflegt – sind mir nämlich die schönsten. Schon allein sein Design ist zum Zungeschnalzen: eckig, praktisch und zeitlos wie ein Backstein, das Interieur übersichtlich wie ein Bedienpult im Raumkreuzer Orion. Das herrliche Gefährt verströmt die tröstliche Rustikalität eines Verteidigungsgeschützes aus dem Dreißigjährigen Krieg, ist meine Trutzburg gegen die Zumutungen der Gegenwart. Ein Prischen Zukunft ab und an – bin schließlich Jules-Verne-Fan – darf es aber schon sein …

FRANK BAHR

»Guten Morgen! Wie hast du geschlafen?«, begrüßt mich das neue KI-Assistenzsystem mit der Stimme von Amira Pocher. Ich hätte mir, ehrlich gesagt, lieber die von Senta Berger oder meinetwegen Lars Eidinger gewünscht, aber das Programm ist so eine Beta-Übergangs-Version, da muss man Abstriche machen.

»Leidlich«, gebe ich Auskunft. »Wurde vom flotten Otto heimgesucht.«

»Oh, wie unangenehm. Eisenzeitliche Stuhlproben haben ergeben, dass es schon damals Durchfall gab.«

»Tröstlich, das zu erfahren.« Ich wurde ja vorgewarnt, dass diese wirklich faszinierende Künstliche-Intelligenz-Chose sofort eine persönliche Nähe aufzubauen versuchen wird. Paul, ein junger, genialischer Kfz-Mechatroniker, hat in 900 Arbeitsstunden unentgeltlich für die Kompatibilität zwischen Auto-Klassiker und Computer-Moderne gesorgt, wohl auch, um Punkte bei mir, seinem Schwiegervater in spe, zu machen. Dass meine Marianne sich nun letztlich für diesen arbeitsscheuen Uwe entschieden hat, liegt außerhalb meiner Zuständigkeit. Aber wie auch immer – so einem Kunsthirn muss man Grenzen setzen, sonst will es demnächst bei einem im Bett schlafen. Die Kommunikation von meiner Seite sollte insofern so knapp, sachlich und unpersönlich wie nur möglich ausfallen.

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