Ein Traum in Hornhautbraun

Von FELICE VON SENKBEIL

Die Einladung im Kindergartengarderobenfach hätte ich beinahe zusammen mit der vollen Windel weggeworfen. So unscheinbar war das kleine Kärtchen. Bei genauer Betrachtung war es ein Meisterwerk elterlicher Bastelkunst. Mindestens vier verschiedene Beigefarbtöne lagen übereinander und stellten den gesamten Freundeskreis des Jubilars als Scherenschnitt dar. Für die Schrift wählte man einen zarten Braunton und versprochen wurde eine fröhliche Feier für den dreijährigen Friedrich-Richard, an der meine Tochter teilhaben sollte. Ich händigte ihr das Kärtchen aus und erwartete ein »Juhu, Party bei Friedrich-Richard!«. Aber die Kleine blieb stumm.

KARL-HEINZ BRECHEIS

In diesem Alter ist die Vorstellungskraft noch nicht so ausgeprägt. Ich jedenfalls sah das Ereignis in leuchtenden Farben vor mir. Bunte Ballons, Regenbogentischdecke, Papageienkuchen (eine Perversion der Lebensmittelindustrie, die nur von Schlumpfeis übertroffen wird). Ein Kinderfest eben.

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