Sie sind unter uns!

Von FLORIAN KECH

Seine Frau hat Geheimnisse vor ihm, so viel steht für Joseph Raymond Markefsky fest. Nur welche? Wenn er sie nicht auf Anhieb versteht, weil ihr Gebiss zu laut klappert oder seine Gehörgänge nicht freigesaugt sind, bekommt er zuletzt immer häufiger die Standardantwort zu hören: »Vergiss es!« Sie klingt dabei gereizt, um nicht zu sagen feindselig. Das macht ihn stutzig. Was hat sie zu verbergen? Gibt es in ihrem Leben einen anderen? Dafür ist Agnes mit ihren 89 Jahren eigentlich zu alt. Aber irgendetwas an seiner Frau kommt ihm spanisch vor – oder sollte er besser sagen: russisch?

Am Tag vor Heiligabend geht Markefsky ein Licht auf. Die »Tagesschau« berichtet über einen Doppelagenten beim Bundesnachrichtendienst, der den Feind mit Staatsgeheimnissen versorgt haben soll. Bundesjustizminister Marco Buschmann lobt die Behörde für ihren spektakulären Fang, für den sie nur wenige Jahre benötigt habe. Für BND-Verhältnisse quasi ein Blitzzugriff. Trotzdem warnt Buschmann vor weiteren russischen Spionen und bittet die Bevölkerung in eindringlichen Worten um erhöhte Wachsamkeit. Markefsky nimmt den jungen FDP-Mann beim Wort.

»Als erstes beschaffte ich mir Fachliteratur, die gesammelten Werke von ›Spion & Spion‹«, berichtet Markefsky. Außerdem schaut er sämtliche Folgen der Serie »The Americans«, in der es um ein Bilderbuchpärchen aus der amerikanischen Barbecue-Idylle geht, das in Iwans Auftrag nachts mordend durch die Staaten zieht. Die Serie basiert auf Tatsachen, Markefsky hat nachgesehen in Geheimdokumenten auf Wikipedia.

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