Eine Windel flog durchs Zimmer
Von FELICE VON SENKBEIL
Unser Kind ist – ungelogen! – das schönste der Welt! Diese süßen, blonden Löckchen, das verschmitzte Lächeln und die strahlend blauen Augen! Nur die Nase … »Die verwächst sich«, sagt die Schwiegermutter. Na schön, aber in welche Richtung?
Ich würde meine Kleine natürlich auch mit Ganzkörperbehaarung abgöttisch lieben – aber irgendwie anders, mehr vom Intellekt her, mit klugen Argumenten (z.B.: So ein Fell spart viel Oberbekleidung). Jedenfalls haben wir großes Glück mit ihr: Noch nie hat der Kita-Spätdienst sich beschwert, wenn sie erst gegen neunzehn Uhr abgeholt wird (immer diese Feierabendabsacker in der Firma!), so süß ist sie.
Andere Kinder haben es da nicht so leicht. Der dicke Milan zum Beispiel. Ein Gesicht wie ein polnischer Bauarbeiter (ich weiß, das sagt man nicht, aber viele meiner Freunde sind polnische Bauarbeiter), Hände wie Maulwurfschaufeln und ständig grüne Rotze an der Oberlippe. Natürlich kann der kleine Miesling nichts dafür. Er hat Glück, dass er ein Knabe ist, da kann er mit viel Geld und einem Tesla einiges kaschieren. Vorausgesetzt er bleibt bei seinem Erstgeschlecht.
Die kleinen Mädchen haben noch keine Ahnung von Diversität. Sie glauben alle – außer denen, die mit Panzern spielen – an eine Zukunft als Prinzessin, in rosa Tüll mit Krönchen und Lipgloss, perfekten Zähnen und reiner Haut.
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