Socken der Freiheit

Von GREGOR FÜLLER

Oberbimbach bei Fulda – Gerhard F. steht im Garten seines Einfamilienhauses. Mit der einen Hand schirmt er die Sonne ab, mit der anderen zeigt er auf einen winzigen Punkt am Himmel. Doch man braucht schon ein starkes Fernrohr, um zu erkennen, dass es sich bei dem Flugobjekt um eine mit High-Tech-Sensoren und Hellfire-Raketen bestückte Drohne des US-Militärs handelt. Seit einer Woche kreisen solche Drohnen immer wieder in einer Höhe von gut 10 000 Metern über dem Haus der Familie. Denn Gerhard F. strickt in seiner Freizeit Socken, die er dann im Internet verkauft. Mit dieser dreisten Aktion ist er ins Visier der Amerikaner geraten – wie aktuell viele scheinbar unbescholtene Bürger, die irgendetwas produzieren, das man genau so gut auch aus den USA beziehen könnte.

Im August nahm diese Entwicklung in Sassnitz auf Rügen ihren Anfang: Der Bürgermeister der Kleinstadt und über 70 Angestellte, die für den städtischen Hafen arbeiten, erhielten Schreiben aus dem US-Senat, in denen ihnen mit »ökonomischer Vernichtung« gedroht wurde, sollten sie weiterhin Schiffe, die an Arbeiten zur Gas-Pipeline Nordstream 2 beteiligt sind, im Hafen anlegen lassen. Das Gas aus Russland, so die unterzeichnenden US-Senatoren, schade US-amerikanischen Interessen und den deutschamerikanischen Beziehungen. Man solle doch stattdessen Gas aus den USA kaufen. Das sei im US-amerikanischen Interesse und verbessere die deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Weiter geht es im e-Artikel … oder im EULENSPIEGEL 10/2020 auf 2 Seiten.

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