Nackt auf dem Bauch im Korridor

Von FELICE VON SENKBEIL

Fotos: Peter Homann (2), Michael Garling

Wer so aufmarschiert, hat die Argumente klar auf seiner Seite.

Wenn bei uns ein Einsatzfahrzeug vorbeirauscht, was häufig der Fall ist, muss die Familie jede Aktion unterbrechen – kein Töpfeklappern, keine Sportschau-Fanfare, keine Klospülung. Kein Laut darf den Klang des Martinshorns stören, bis es an der nächsten Ecke verstummt ist und mein Sohn den Einsatz trocken kommentiert hat: »Nur Notarzt, wahrscheinlich Sturzgeburt in der 10a« oder »Eskorte für einen Staatsbesuch« oder »der übliche Handtaschenraub«. Er hat das absolute Gehör für den Staatsschutz.

So geht das nun schon seit 13 Jahren und ich war mir sicher, mit den ersten Schamhaaren würde die Faszination für die uniformierte Staatsgewalt verebben. Schließlich gibt es nichts Uncooleres unter Teenagern, als Fan der Polizei zu sein. Ehrlich gesagt, manchmal versuchte ich ihn sogar zu verunsichern. »Willst du etwa für die Merkel den Arsch hinhalten?« »Mama, was meinst du mit Arsch hinhalten?«, antwortete er – und ich merkte, dass ich ihn überfordert hatte.

Alles hat er wieder sein lassen – den Fußball, das Training mit dem Hund (damit er in die Badewanne springt) und seinen Faible zu griechischer Algebra – aber seine Leidenschaft für gefahrvolle Einsätze für die öffentliche Ordnung und Sicherheit wuchs.

Weiter geht es im EULENSPIEGEL 07/2020.

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