Wir brauchen einen deutschen McCain!

Von Florian Kech

Alle Trauergäste waren sich einig: Die Bestattung von John McCain hatte mehr Gänsehautfeeling, Glamour und Starappeal als alle Oscar-Verleihungen der letzten zweihundert Jahre zusammen. Einen solchen mitreißenden Totenkult kannte man bisher nur von altägyptischen Generalsekretären oder sowjetischen Pharaonen. Der Trauerpartymarathon für den »letzten Republikaner« (der vorletzte war Franz Schönhuber) erfüllt nicht nur Amerikas Demokraten wieder mit Leben, er ist für die gesamte westliche Allianz ein Grablicht am Ende des Trump-Tunnels. Was machte diesen Mann so besonders? John McCain war das, was man einen echten amerikanischen Helden nennt. Der Sage nach ging er hervor aus einer Kreuzung zwischen Zeus und einer Douglas A-4 Skyhawk. In Wahrheit aber kommt er wie alle amerikanischen Helden aus einfachen militärischen Verhältnissen. Zu seinen direkten Vorfahren gehören ein Ur-Ur-Großvater, der als unbeugsamer Soldat den Sezessionskrieg vermasselte, ein Ur-Großvater, der als wackerer Sergeant die Schlacht am Wounded Knee verschlief, ein Großvater, der als unerschrockener Marshall aus Versehen in den eigenen Kugelhagel lief, und ein Vater, der als tapferer Admiral London mit Berlin verwechselte.

weiter geht es in der EULENSPIEGEL-Ausgabe Nr. 10/2018 (Seite 30-32)
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