Wohltemperierte Wasserbetten

So schlimm geht’s zu im Ankerzentrum Donauwörth

von GERHARD HENSCHEL

Sein Name: Marvin Schüppel. Sein Alter: 24. Seine Partei: die AfD. Sein Ziel: Bundeskanzler werden. Sein Idol: Günter Wallraff. Dessen Spezialität: verdeckte Recherchen. – Inspiriert durch sein Vorbild hat Schüppel eine Woche lang, getarnt als ägyptischer Asylbewerber, im Ankerzentrum Donauwörth gewohnt und seine Erlebnisse in einem Tagebuch festgehalten. Es gehört zu den erschütterndsten Dokumenten unserer Zeit und wird hier weltexklusiv veröffentlicht.

Schnappschuss vom Kantinenbuffet: weit und breit kein Kalbsbries

Montag, 22. Juli 2019

Wie verschafft man sich Zutritt in ein Ankerzentrum? In Donauwörth ist es ein Kinderspiel: Ich klebe mir einen schwarzen Polyesterschnurrbart unter die Nase, gebe mich an der Rezeption als Abubakar Hadad aus Luxor aus, wo man mich angeblich politisch verfolgt, und schon wird mir für den Übergang ein 180 Quadratmeter großes Apartment zugewiesen. Die Ausstattung ist top: Laminatboden, Internetanschluss, 82-Zoll-Flat-TV, Fitnessraum, Solarium, Lounge, zwei große Schlafzimmer, Panoramafenster, Gartenterrasse, Außenschwimmbecken, Gäste-WC und ein marmorgefliestes Badezimmer mit Whirlpool und Kräutersauna. Nicht zu vergessen die kirschbaumfurnierte Profi-Küche mit Multifunktionsbackofen, Induktionskochfeld und High-Tech-Kühlschrank, wofür ich jedoch gar keine Verwendung habe, denn in der Kantine des Ankerzentrums gibt es rund um die Uhr gratis ein Büfett mit allem, was das Herz begehrt, von Pfifferlingrahmsüppchen und Honig-Malz-Muffins mit Trüffelsoße über eine große Auswahl an Wildbret, gebratenen Wachteln, Edelfischen und Austern bis hin zu erlesenen Desserts wie beispielsweise einem Sorbet von weißem Pfirsich, Verveineschaum und Lavendelhonigperlen oder auch einem Limonenparfait an Schokoladenmousse mit Minzkern.

Den vollständigen Beitrag finden Sie im EULENSPIEGEL 09/2019 oder als PDF zum Download im EULENSPIEGEL-Laden.
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