Lebt eigentlich Volker Kauder noch?
Tja, wer weiß … Seit dem 25.9.2018 fehlt von ihm jede Spur. An jenem Tag, der sein schönster in diesem Jahr hätte werden können, sollte er wie immer zum Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag gewählt werden – und unterlag in offener Feldschlacht Jungspund Ralph Brinkhaus (50). Nach 13 erfüllten Jahren unter Angela Merkel wurde Volker Kauder wie eine abgefahrene Socke weggeworfen und verschwand von einer Sekunde auf die andere aus der Öffentlichkeit.
Undank ist der Welt Lohn. Was hatte Volker Kauder nicht alles für seine Herrin getan: Er hatte, obwohl ein schnurgerade evangelikal verankerter Christ, die von ihr angezettelte Ehe für alle ebenso hingenommen wie das plötzliche Ende der vom Allmächtigen geschaffenen Atomkraft, nachdem er zuvor von innen strahlend stets für sie gestritten hatte. Auch wenn sich ihm manchmal das Hirn querlegte – Kauder hielt die Fraktion dicht hinter Merkel und drohte notfalls, dass Gegner der Finanzspritzen für Griechenland ohne Abendbrot zu Bett müssen und in keinem Bundestagsausschuss mehr für die Union hocken dürfen.
Fürwahr, er, Volker Kauder, hatte seiner Meisterin treu hinterhergeputzt, hatte – gelernter Fähnrich der Reserve – stets pariert und es ertragen, dafür als »Muttis Liebling« (einst die FAZ), »Merkels Schoßhund« (dann Der Spiegel) oder »Angelas Arschkrampe« (jetzt im EULENSPIEGEL) beschmiert zu werden.
Und obwohl er als geborener Jurist wusste, dass, was einst Unrecht war, auch Unrecht bleibt, murrte er nicht, als seine Kommandantin nichts gegen die gottlose Abtreibung unternahm und modernes Teufelszeug wie die Stammzellenforschung und die Präimplantationsdiagnostik zur menschengemachten Diskussion freigab. Allzeit stark und fest stand er zu seiner Chefin! Nur um mit 69 reifen Jahren wie ein nasser Hund fortgejagt zu werden …
War alles umsonst? Nein. Auch wenn gegen seinen Willen ein Gesetz gegen Abgeordnetenbestechung zurechtgebastelt wurde, als Schutzpatron von Heckler & Koch in seinem Wahlkreis Rottweil konnte und kann ihm auch heute keiner an die Wäsche. Ja, eigentlich ist er zufrieden, und wer ihn wirklich sucht, findet ihn in der Bundestagskantine, denn »Zwei, drei Weizenbier am Tag, die müssen einfach sein« lautet sein Lebensmotto. Sollen doch andere das wankende Staatsschiff ins Lot bringen! Er, Volker Kauder, hat sich lang genug die Hufe abgelaufen.
Und Prost!
Peter Köhler