Das Feuchttuch als Trophäe

Von FELICE VON SENKBEIL

Es ist heiß im Sandkasten. Nicht nur an Sonnentagen. Besonders aber an diesen, und an Sonntagvormittagen. Wenn die Mamas oben in der Küche hocken und mal Zeit für sich brauchen, um in Ruhe den Kühlschrank zu putzen oder die Hornhaut von den zerschundenen Füßen zu kratzen, ziehen die Papas mit den Augensternen, wie die Rotzbatzen auch genannt werden, auf die Spielplätze im Wohlfühlkiez. Die Frauen, die um diese Zeit auf dem Sandkastenrand lungern, haben entweder keinen Mann oder werden fürs Kinderhüten bezahlt. Sie sind eine attraktive Zielgruppe für die sexvernachlässigten Kleinkindväter. Aber keine leichte Beute.

Zeichnung: Piero Masztalerz

Man muss schon einiges auffahren. Neuerdings wieder, seit der kleine Kick, die heimlichen Titten- und Schlüpferfotos unterm Rock, nicht mehr als Hobby durchgehen. Auch langes Anstarren, versehentliches Arschgrapschen und direkte Angebote sind nicht mehr zulässig. Wer Sex will und keine Anzeige, muss jetzt wieder baggern, ganz wie in alten Zeiten. Das weibliche Geschlecht muss verbal erobert werden. Meistens läuft das so wie bei Anna, 38, die inzwischen einen Riecher dafür hat. Drei Mal ist sie auf bedürftige Männer aus »völlig erkalteten« Ehe reingefallen, noch mal passiert ihr das nicht, meint sie. Aber sie lässt sie gerne kommen.

»Die sind voll untersext«, meint sie. Das sei ja auch kein Wunder, denn mit dem Kind kommt der Sexkiller direkt ins Schlafzimmer und nistet sich dort bis zum Schulanfang ein. Mit dem zweiten Kind ist es dann schon völlig egal, dass die Eheleute unterschiedlichen Geschlechts sind. Anna schätzt, die Hälfte der Männer hier aktiviert höchstens einmal im Quartal ihr Sexualwerkzeug, zu Weihnachten dann auch einmal für die Ehefrau. Die andere Hälfte trägt das Ding nur noch für den Urologen.

Weiter geht es im EULENSPIEGEL 08/2020.

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