Der Wandergeselle

Nachdem ich mich während meiner ärztlich verordneten Spaziergänge in Wald und Flur jahrzehntelang zu Tode gelangweilt hatte, kam mir nach langem Grübeln endlich die Erleuchtung: Es ging nicht darum, wie oft und wie lange man spazieren ging, sondern nur, wo man es tat! Fortan suchte ich mir dafür interessante und ungewöhnliche Ziele. So schlich ich abends mit Vorliebe auf den Terrassen der Berliner Politprominenz herum, lustwandelte auf der Rollbahn des Airports startenden Flugzeugen entgegen, huschte unbemerkt durch die Personenschleuse in die Quarantänestation der Abteilung für Tropenkrankheiten oder verschaffte mir mit Drahtzange und Fotoapparat Zugang zum weitläufigen US-Atombombenlager in der Pfalz. Und siehe da: Meine ehemals schnöden Streifzüge entwickelten sich endlich zu abwechslungsreichen Exkursionen voller Spannung und prickelndem Nervenkitzel! Gut, dass ich innerhalb kurzer Zeit so viele wie möglich davon schaffte. Meine täglichen Runden über den Gefängnishof dürften in den kommenden Jahren wohl wieder deutlich langweiliger werden.
PH

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