Hätte, hätte, Ankerkette …!

Von Mathias Wedel

Schon gut – das muss eigentlich »Fahrradkette« heißen.

Den Fahrradketten-Konjunktiv gibt es seit Mai 1945 im deutschen Sprachgebrauch. Wenn die Familie über der Rübensuppe hockte und einer sagte: »Wenn der Führer den Krieg gewonnen hätte …«, krähte es ihm entgegen: »Hätte, hätte, Fahrradkette«. So war er, der Nachkriegshumor!

Jahrzehnte später war die Fahrradkette noch einmal in aller Munde. Ein Kanzlerkandidat der SPD (Name längst vergessen) wurde von einem Reporter gefragt, warum denn ausgerechnet er kandidiere, es hätte (!) doch in seiner Partei bessere Leute gegeben. Er darauf: »Hätte, hätte, Fahrradkette!« Der Mann wurde Vizekanzler, versagte und tingelte mit seiner »Fahrradkette« und Gregor Gysi über die Kabarettbühnen.

Ari Plikat

Und nun zur Ankerkette!

Dazu begeben wir uns auf die Ostsee. Im November 2022 hat »jemand« unsere schöne, neue, blitzblanke Gasleitung Nord Stream 2 hochgehen lassen, so dass der Winter drohte, schrecklich zu werden. Allen war klar: Dieser Jemand muss sehr, sehr böse sein. Über das Wort »böse« kamen unsere zuständigen inneren Organe recht schnell auf den Täter: Putin! Und das Beste – die Deutschen fingen sofort an, das zu glauben. Wären wir damals bei Putin geblieben, Deutschland hätte (!) einen prima Kriegsgrund gehabt, der im Volk beliebt gewesen wäre, und unser Heer hätte (!) die Russen längst in Grund und Boden besiegt. Hätte, hätte, Panzerkette.

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