Erich der Schwachschwänzige

Von MATTI FRIEDRICH

Die Mail kam vom Umweltamt. Ich lachte gerade heraus, als ich das las. Genauso gut hätte der Absender »Sittenpolizei « oder »Lollis für Afrika« heißen können. Diese Art Dienste treten stets verdeckt auf. Bei meiner letzten konspirativen Kontaktaufnahme – das war im Frühjahr 1983, es gab noch keine Mails und noch weniger Telefone – stand ein Mann vor meiner Tür, behauptete, er sei von der Wohnraumlenkung und wolle sich erkundigen, ob ich mit meinem Balkon zufrieden sei. »Sehr zufrieden«, sagte ich, »er verhält sich zurückhaltend und macht keine unanständigen Geräusche.« Da mussten wir beide lachen, und das Eis war gebrochen! »Solche Menschen wie Sie brauchen wir«, rief der Genosse. »Prinzipienfest, penibel, zurückhaltend, tief verschwiegen, also ohne ›unanständige Geräusche‹.«

Zeichnung PETER MUZENIEK

Das »Umweltamt« schrieb mir: »Menschen wie Sie brauchen wir.« Man kannte mich also und gab sich auch gar keine Mühe, das zu verschleiern. Man wusste um meine Qualitäten – Verschwiegenheit, Treue zu unserer gemeinsamen gerechten Sache (die natürlich heute eine andere ist als im Frühjahr 1983 – aber so sehr anders nun auch wieder nicht). »Vor allem benötigen wir«, formulierte das »Umweltamt« meinen Kampfauftrag, »absolut korrekte und hundertprozentig belastbare Angaben.«

Weiter lesen Sie im EULENSPIEGEL 07/2021.

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