Meisterwerke
Kunst von EULENSPIEGEL-Lesern, gediegen interpretiert
Die sagenhafte Gestalt des Klabautermanns, der an Bord eines Schiffes
zwar gerne mal seinen Schabernack treibt, sonst aber der Besatzung
freund – lich zugewandt ist und den Kapitän beizeiten vor der Unbill der
See warnt, hat namhafte Schriftsteller wie Heinrich Heine und Theodor
Storm inspiriert. Diese Buchillustration widmet sich dem Gedicht
»Klabautermann« von Christian Morgenstern.
»Klabautermann,
Klabauterfrau, Klabauter – kind im Schiffe sind«, heißt es dort. Dass
wir auf den ersten Blick nur einen Klabautermann erkennen, findet seine
Begründung in der allegorischen Darstellung der Dreieinigkeit von
Klabautermann, Klabauterfrau, Klabauterkind, die für »Leinen los«, »Klar
zur Wende« und »Hart Backbord« steht. Der Klabautermann wurde von der
Besatzung an den Hauptmast genagelt, damit er nicht dem verlockenden
Gesang der Sirenen nachgeben und das Schiff verlassen kann. Natürlich
hätte es gereicht, ihn mit Seemannsgarn an die Rahe zu fesseln, aber
praktisch alle großen Meister, angefangen bei Lukas Cranach dem Älteren,
über Lukas Cranach den Jüngeren, bis hin zu Tizian, Dalí und Lukas
Cranach den Allerjüngsten, haben sich für ihre Darstellung von
gemästeten Klabautermännern aufs Nageln versteift. Wegen der pittoresk
verdrehten, kreuzförmig abstehenden Arme des Klabautermanns spricht man
auch von »Kreuzfahrten«. Seine ungehobelten Gesichts -züge sind
natürlich der Klopfer. Schließlich heißt es: »Wenn er klopft, bleibt er,
wenn er hobelt, geht er.«
Während Morgenstern in seinem Gedicht noch die Küchenfei, den Pudel Pax, den Kaufmann Sachs, den Meerschoßdachs erwähnt, konzentriert sich dieses Werk auf die Gestalt des Klabautermanns. Dadurch hebt es sich wohltuend von den Bildern eines Hieronymus Bosch ab. Und von welcher Kunst kann das schon in Zeiten wie diesen behauptet werden?
Käpt´n Iglo
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