Neues aus der Wurstwelt

Herr Binowski ging oft in den Aldi. Er schaute den Leuten dort gerne beim Wurstkauf zu.
Minutenlang tat er so, als würde er einen bestimmten Joghurt suchen, spinkste aber immerzu nach links zu den Wurstwaren. Fremde Menschen beim Wurstkauf, das interessierte ihn, das hielt ihn wach. Schinken-Pfefferlinge, Premium-Fleischwürste, Mini-Kabanossi. Gekocht, geräuchert, luftgetrocknet.
Es reizte ihn der Gedanke, dass diese vakuum-verpackten Wurstwaren, eben noch zart im Beutel, alsbald in fremde Schlünde segeln würden. Sobald sie ihre gewohnte Welt verließen, lauerte schon Magensäure auf sie. Herrn Binowski tat das irgendwie leid. Lebe wohl, mein Knackerchen. Bye-bye, meine liebgewonnene Kopfwurst. Lasst mich zurück, aber ich komme zurecht.
Herr Binowski hatte sie nicht mehr alle. Wahrscheinlich war er auch nur ein armes Würstchen.
TT

Ähnliche Beiträge
- Urlaubs-PerformanceSeit Monaten hatte sich Sanne B. auf die Ferien mit ihren Freunden gefreut.
- Neues aus der WurstweltHerr Binowski ging oft in den Aldi. Er schaute den Leuten dort gerne beim Wurstkauf zu.
- Ein Anruf bei Pete HegsethMister Hegseth, in einer nicht den Geheimhaltungsanforderungen genügenden Chatgruppe …
- Nächtliche RuhestörungJede Nacht um halb vier wurde ich wach. Zu diesem Zeitpunkt wurde nebenan der Supermarkt beliefert. Der Lärm der ratternden Rollwagen, die über die Pflastersteine …
- Ein Anruf bei Georg MascoloHerr Mascolo, Sie sind mit weitem Abstand der investigativste Super-Journalist und Top-Rechercheur …
- Der KonjunkturberichtHerr Schweinfort hob die Stimme und richtete ein ernstes Wort an seine versammelten Mitarbeiter: Der Haushaltsplan habe sich als nicht tragfähig erwiesen.
