Nächtliche Ruhestörung

Jede Nacht um halb vier wurde ich wach. Zu diesem Zeitpunkt wurde nebenan der Supermarkt beliefert. Der Lärm der ratternden Rollwagen, die über die Pflastersteine geschoben wurden, machte ein Weiterschlafen unmöglich. So saß ich aufrecht im Bett und verfluchte den Ruhestörer.
Natürlich hatte ich mich schon oft beim Geschäftsführer beschwert, aber es hatte sich nie etwas geändert. Deshalb wollte ich nun das Problem in einem persönlichen Gespräch mit dem LKW-Fahrer lösen. »Sie wissen schon, dass Sie erst ab sechs Uhr mit dem Ausladen beginnen dürfen«, begann ich übel gelaunt.
»Gut, dass Sie kommen«, freute sich der Mann: »Sie können hier mal die Palette festhalten, damit mir nicht wieder alles laut runterkippt.«
Hilfsbereit, wie ich bin, entsprach ich seiner Bitte und legte notgedrungen mit Hand an. »Wenn Sie mir noch weiter beim Ausräumen helfen, bin ich viel schneller fertig, und Sie können sich wieder hinlegen und weiterschlafen«, ermutigte mich der Nachtarbeiter.
In der folgenden Nacht weckte mich nicht der gewohnte Radau, sondern es klingelte an der Haustür. »Sie hatten mir gesagt, dass Sie sowieso immer wach werden«, begrüßte mich der Lieferant. »Und weil unsere Zusammenarbeit gestern so gut
geklappt hat, können Sie gerne noch mal mit anpacken.«
Ich schlüpfte in den Jogginganzug, und gemeinsam räumten wir den 40-Tonner in Rekordzeit leer. Nach einem Monat waren wir als Team perfekt eingespielt, und inzwischen stelle ich mir sogar den Wecker, damit ich jeden Morgen pünktlich für meinen Arbeitseinsatz bereitstehe.
EH

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