Der Lüneburger Hüne

Von Florian Kech

Wenn Lars Klingbeil nicht gerade mit Friedrich Lanz oder Markus Merz sondiert, zieht es ihn an seinen Lieblingsort, den Heide-Park in seiner Heimatstadt Soltau. »Hier bin ich aufgewachsen, hier darf ich sein«, sagt er und strahlt wie ein 47-jähriges Kind, für das Ostern und Parteitag auf ein und denselben Tag fallen. Hier, in seinem Heimatwahlkreis Rotenburg-Soltau-Fallingbostel-Borstenfurz, wo er im dritten Anlauf das Direktmandat erobert hat, nachdem er zwei Mal ausgerechnet gegen Reinhard Grindel den Kürzeren gezogen hatte, bevor dieser DFB-Präsident wurde, um im Auftrag der CDU Mesut Özil aus der Nationalmannschaft zu mobben und in die Türkei abzuschieben. Trotzdem würde Klingbeil seinen Konkurrenten von damals niemals als »Fußballnazi« bezeichnen oder eine Brandmauer zwischen sich und der CDU ziehen. »Wir müssen uns mit allen demokratischen Parteien an einen Tisch setzen«, sagt er, »auch mit einer in weiten Teilen gesichert AfD-anen Union.«

Die Hauptattraktion des Heide-Parks ist der Gyro-Drop-Tower »Scream«. Klingbeil legt sich den Anschnallgurt an und schaut zu, wie die Menschen unter ihm langsam zu Ameisen zusammenschrumpfen. »Dieser Abstand hat schon etwas Erhebendes«, sagt er, den der ehemalige SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig unlängst mit Napoleon verglich. Kurz darauf geht es im freien Fall wieder nach unten. Klingbeil ist fasziniert: »Während dieser lustigen Nahtoderfahrung sehe ich jedes Mal die jüngere Geschichte der deutschen Sozialdemokratie im Zeitraffer an mir vorbeirasen – von 40,9 auf 16,4 Prozent.«

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